Die Arztbesuche, die "ausschließlich wegen seines Augenleidens" stattgefunden hätten, seien falsch interpretiert worden, sagte Günter Lubitz, der Vater von Andreas, am Freitag auf einer Pressekonferenz in Berlin, auf der er gemeinsam mit seiner Frau und dem Luftverkehrsfachmann Tim van Beverenein eigenes Gutachten zur Absturzursache vorstellt.
Andreas Lubitz soll 2008 und 2009 an einer Depression gelitten haben, die er aber später überwinden habe können. Er habe zu seiner ursprünglichen Kraft und Lebensfreude zurückgefunden. So habe er seine Pilotenausbildung erfolgreich abschließen können.
"Ich möchte betonen, dass unser Sohn zum Zeitpunkt des Absturzes nicht depressiv war",so Günter Lubitz ferner.
"Ich war sehr überrascht, dass für die französischen Ermittler nach nur zwei Tagen die Unglücksursache feststand",sagte der Luftverkehrsfachmann und Journalist van Beveren. Laut Ermittlungsunterlagen seien bis zum Aufschlag der Maschine Atemgeräusche zu hören. Doch die Behörden hätten angegeben, dass aufgrund der schlechten Qualität keine vollständige Rekonstruktion des Gesprächs im Cockpit möglich gewesen sei. Die Aussagen des französischen Staatsanwalts seien so kurz nach dem Absturz reine Spekulation gewesen, ist van Beveren überzeugt.
"Etwas vergleichbares habe ich in den letzten 25 Jahren nicht erlebt",so van Beveren.
Es sei nicht klar, ob Andreas Lubitz vor dem Aufprall der Maschine noch bei Bewusstsein war. Der Experte verweist außerdem auf einen angeblich schwerwiegenden Tippfehler in der Krankenakte von Andreas Lubitz. "Früher bereits wegen Depression stationärß", steht in der Akte geschrieben. Das “ß” sei ein klassischer Tippfehler. Es hätte stattdessen ein Fragezeichen sein sollen. Die Ärztin sei sich nicht sicher gewesen, ob Lubitz jemals stationär behandelt wurde. Diese Annahme sei aber dann ungeprüft in die Folgeberichte übernommen worden.
"Ein kleiner Tippfehler wurde zu einer Tatsachenbehauptung",sagt van Beveren. Lubitz habe sich wegen psychischer Krankheiten niemals in stationärer Behandlung befunden.
Bei dem Absturz eines Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings in den französischen Alpen sind am 24. März 2015 alle 149 Flugzeuginsassen umgekommen. Die deutschen Justizbehörden gehen von einer absichtlichen Tat und Alleinverschulden von Co-Pilot Andreas Lubitz aus. An Bord der Maschine, die aus Barcelona nach Düsseldorf unterwegs war, befanden sich neben Deutschen und Spaniern auch Bürger der Türkei, der USA, Belgiens, Dänemarks, Japans und anderer Staaten.
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