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© Sott.net/Myriam Kieffer
Wie bereits zuvor erwähnt, glaubten unsere Vorfahren fest an eine Verbindung zwischen dem Verhalten der Menschen und Naturkatastrophen. Wenn die Menschen sich gut verhalten haben, so glaubten sie, dass auch die Natur weiterhin ruhig bleiben würde, doch wenn die Menschen sich schlecht verhalten, würde dies den Zorn der ‘Götter’ verursachen und die Natur würde dann heftig darauf reagieren.

Es waren jedoch damals nicht nur die ‘gewöhnlichen’ Schichten der Gesellschaft, die an diese Mensch-Kosmos-Verbindung geglaubten haben. Wissenschaftler, Orakel und Führer waren von einem ähnlichen Glauben überzeugt. Chronisten (die Historiker der Antike) schrieben in endlosen Texten über kosmische Katastrophen (den Zorn der Götter), die durch Missbräuche der Eliten ausgelöst wurden. Diese Themen waren tatsächlich die Kernaussage ihrer Texte.

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Abbildung 193: Michael der Syrer, auch bekannt als Michael der Große
Der Chronist Michael der Syrer714 ging sogar noch weiter. Er strukturierte jede Seite seiner Chroniken in zwei Spalten. In der rechten Spalte listete er die politischen Aneglegenheiten und das Verhalten der Eliten auf, während in der linken Spalte die darauf folgenden Naturkatastrophen aufgelistet wurden. Natürlich kommentierte er auch reichlich über die Verbindung dieser zwei Spalten auf Grund der anspruchsvollen Aufgabe herauszufinden welcher politische Skandal genau welche Umweltkatastrophe ausgelöst hat.715

Um die Korrelation zwischen kosmischen Katastrophen und dem Fehlverhalten von Führern zu illustrieren, werden wir uns zunächst nur auf ein Beispiel konzentrieren: Auf die letzten Jahrzehnte des Römischen Reiches (530-580 n. Chr.). Der folgende Auszug ist ein Ausschnitt von Prokops Geheimgeschichte mit dem Titel "How Justinian Killed a Trillion People" (‘Wie Justinian eine Billion Menschen getötet hat’). Beachten Sie, dass Prokop wohl der prominenteste Historiker des 6. Jahrhunderts war. Die meisten Wissenschaftler halten ihn für den letzten großen Historiker der Antike.716 Prokop war nicht nur ein Historiker: mehr als zehn Jahre lang war er auch ein Berater des größten Generals dieser Zeit, Belisar.717 Als solcher war er zu dieser Zeit, durch zahlreiche Reisen, Kämpfe und Verhandlungen, ein direkter Zeuge des politischen und militärischen Lebens in Rom. Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärwesen wurde er Richter und in dieser Eigenschaft hatte er Wege und Möglichkeiten an die Insiderinformationen zu kommen, die den Inhalt seiner Geheimgeschichte bilden.718

Prokops Bericht ist eine so anschauliche und lebhafte Beschreibung eines plutokratischen Regimes, mit all seiner Korruption, Verrat, Grausamkeit und Inkompetenz, dass es wert ist ausführlich zitiert zu werden. Natürlich ist jegliche Ähnlichkeit mit der heutigen Zeit lediglich reiner Zufall.
Justinian, der böse Geist des Römerreichs, verschuldet Kriegselend und Katastrophen

Daß er kein Mensch, sondern wie gesagt ein Dämon in Menschengestalt war, dürfte die unermeßliche Zahl von Leiden beweisen, die er über die Welt brachte. Denn in der Furchtbarkeit der Taten wird auch die Macht des Täters offenbar. Die Zahl seiner Opfer kann meinem Dafürhalten nach außer Gott niemand je genau angeben. Schneller zählte man, glaube ich, alle Sandkörner als die vielen Menschen, die der Kaiser hinmordete.

Wollte ich nach bestem Können das ganze Land nennen, das von Einwohnern entblößt ist, dann muß ich sagen, daß unzählige Myriaden und aber Myriaden zugrunde gingen. Das dichtbesiedelte Libyen z.B. ist so zurückgegangen, daß man auf langem Weg kaum einen Menschen trifft und dies etwas Besonderes ist. Und doch lebten dort zu Beginn des Kampfes 80000 Vandalen. Die Zahl ihrer Frauen, Kinder und Sklaven, wer kann sie wohl abschätzen? Was all die früheren Stadtbewohner, die Land- und Seeleute in Libyen betrifft - mit eigenen Augen habe ich dies alles zum größten Teile gesehen -, wer kann die ganze Menschenmenge zählen? Noch viel zahlreicher aber als diese Libyer waren dort die Maurusier - mit Weib und Kind mußten sie alle zusammen sterben. Auch eine Masse römischer Soldaten und ihres Heeresgefolges aus Byzanz hat das Land verschlungen. Wenn daher einer die Zahl der Toten in Libyen auf fünf Millionen angibt, dürfte er damit meinem Dafürhalten nach die Wirklichkeit nicht annähernd erreichen.

Schuld daran ist der Kaiser. Er kümmerte sich unmittelbar nach der Niederlage der Vandalen weder um die Unterwerfung des Landes noch sorgte er dafür, daß unverbrüchliche Ergebenheit der Untertanen ihm den Besitz sicherte; bedenkenlos erhob er vielmehr gegen Belisar den völlig unbegründeten Vorwurf, er trachte nach der Tyrannis, und rief ihn sogleich zurück. So konnte er weiterhin Libyen nach Willkür behandeln und bis zum letzten ausplündern. Er schickte zu diesem Zwecke sofort Bodenschätzer ins Land und legte den Bewohnern unerschwingliche, bis dahin nie gekannte Steuern auf. Von den Ländereien eignete er sich die besten an; er untersagte ferner den arianischen Gottesdienst. Sehr säumig war er in der Auszahlung des Soldes und auch sonst kein Freund der Soldaten. Das führte schließlich zu Aufständen und schweren Schädigungen. Denn er konnte nie bei der herkömmlichen Ordnung bleiben, sondern mußte alles durcheinanderbringen und verwirren.

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© The York ProjectAbbildung 194: Ein Mosaik, das möglicherweise Justinians Feldherrn, General Belisar, darstellt (Kathedrale von Ravenna)
Italien, nicht weniger als dreimal so groß wie Libyen, ist allenthalben noch viel menschenärmer als dieses Land geworden. Daher wird meine Angabe auch der Zahl der dortigen Todesopfer nahe kommen. Die Ursache für die Heimsuchungen Italiens habe ich schon früher genannt. Auch dort beging der Kaiser seine sämtlichen Verbrechen wie in Libyen. Er rief ebenfalls die sogenannten Logotheten ins Land, und allgemeine Zerrüttung war die unmittelbare Folge. Das Gotenreich erstreckte sich vor diesem Kriege von Gallien bis an die dakische Grenze, wo die Stadt Sirmium liegt. Als nun das römische Heer in Italien erschien, besetzten die Germanen den Hauptteil von Gallien und Venetien. Sirmium aber und sein Umland kamen unter die Herrschaft der Gepiden, mit einem Worte lauter völlig menschenleere Gebiete. Denn die einen raffte der Krieg, die anderen Krankheit und Hunger hinweg, die im Gefolge des Krieges auftreten. Illyrien und ganz Thrakien, vom Ionischen Meerbusen bis zu den Vorstädten von Byzanz, dazu Griechenland und den Cherrones griffen, seitdem Justinian die Reichsregierung übernommen hatte, Hunnen, Sklavenier und Anten fast Jahr für Jahr an und brachten über die Bewohner dort gräßliche Leiden. Denn mehr als 2oo ooo Römer wurden, wie ich glaube, in diesen Gebieten bei jedem Einfall getötet oder in die Sklaverei verschleppt, so daß sich heutzutage die Skythenwüste über das ganze Land hin dehnt...

Indessen auch die Perser, Sarazenen, Hunnen, Sklavenier oder andere Barbaren konnten nur nach schweren Blutopfern das Römerreich wieder verlassen. Denn bei ihren Angriffen und noch viel mehr bei den Belagerungen und Schlachten stießen sie auf vielerlei Hindernisse und fanden ebenfalls den Tod. Nicht nur die Römer, sondern auch fast alle Barbaren bekamen ja Justinians Mordlust zu spüren. Chosroes war wohl selber ein schlechter Charakter, doch lieferte ihm Justinian, wie ich schon an der entsprechenden Stelle ausführte, alle Anlässe zum Kriege. Denn er paßte seine Maßnahmen nicht den augenblicklichen Verhältnissen an, sondern handelte ganz gegen die Zeit:

Im Frieden und während eines Waffenstillstandes gab stets seine tükische Art den Nachbarn Grund zum Krieg, war aber dann Krieg, so zeigte er sich ohne Veranlassung schlaff und traf aus Habgier seine Vorbereitungen nur sehr zögernd. Statt sich um diese Fragen zu kümmern, lenkte er seinen Blick auf überirdische Dinge, bemühte sich eifrig um die Wesensart Gottes und gab weder den Krieg auf - er war eben ein entsetzlicher Mörder - noch konnte er über seine Feinde die Oberhand gewinnen. Dies lag wieder daran, daß er aus kleinlichem Denken sich nicht zu den nötigen Maßnahmen entschloß.

Unter seiner Regierung war die ganze Welt stets von Menschenblut besudelt, von dem der Römer ebenso wie dem fast sämtlicher Barbaren. Das waren kurz berichtet die damaligen Kriegsereignisse im ganzen Römerreich. Zähle ich nun die revolutionären Bewegungen in Byzanz und in jeder Stadt zusammen, so fanden dabei, wie ich glaube, nicht weniger Menschen den Tod als im Kriege. Denn Recht und Gleichheit der Strafe kamen den Verbrechern gegenüber nicht zur Anwendung, vielmehr bevorzugte der Kaiser aufs nachdrücklichste die eine der Parteien. Infolgedessen gab keine sich zufrieden, bei den einen war es das Gefühl der Unterlegenheit, bei den anderen Übermut, was die Streitenden jeweils zur Verzweiflung und Raserei trieb, und so griffen sie einander entweder in dichten Haufen oder in kleinen Gruppen an oder führten, wenn sich’s eben so traf, ihre Anschläge auch nur als Einzelpersonen. Das währte 32 Jahre ohne Unterbrechung. In dieser Zeit fügten sie sich selber böse Schäden zu, viele wurden auch durch den Stadtpräfekten hingerichtet. Die Strafe richtete sich dabei vor allem gegen die Grünen.

Auch die Bestrafung der Samaritaner und sogenannten Häretiker erfüllte das Römerreich mit Mord. Das will ich hier nur summarisch berichten, da ich kurz zuvor schon ausführlich davon gesprochen habe. Dies alles widerfuhr den Menschen, nachdem der Dämon Menschengestalt angenommen hatte, und er selber gab als Kaiser Veranlassung hierzu; nun will ich aber schildern, was er mit heimlicher Macht und infolge seiner dämonischen Natur der Menschheit an Leiden zufügte.

Während seiner Regierung über die Römer ereigneten sich viele niegekannte Katastrophen, von denen die einen behaupteten, sie seien auf die Gegenwart und Wirksamkeit des bösen Dämons zurückzuführen, während andere der Auffassung waren, die Gottheit habe aus Zorn über seine Verbrechen sich vom Römerreich abgekehrt und das Land den verderblichen Dämonen ausgeliefert, damit sie auf solche Art ihr Spiel mit ihm trieben. Der Skirtos fließt an Edessa vorbei. Damals brachte er, wie ich später noch berichten werde, unendliches Unglück über die Bürgerschaft. Der Nil stieg wie gewöhnlich, sank aber nicht zu den üblichen Zeiten. Dadurch fügte er, wie schon erwähnt, einigen Bewohnern schlimmen Schaden zu. Der Kydnos, der fast ganz Tarsos umströmt, überschwemmte den Ort viele Tage lang und ging erst wieder zurück, nachdem er dort schreckliches Unheil angerichtet hatte.

Erdbeben zerstörten Antiocheia, die erste Stadt des Ostens, sowie Seleukeia, die Nachbarstadt, und das herrliche Anazarbos in Kilikien. Wer könnte die Zahl der Menschen angeben, die dabei zugrunde gingen? Man könnte auch noch Ibora und Amaseia, die erste Stadt in Pontos, anführen, ferner Polybotos in Phrygien, das bei den Pisidern Philomede heißt, sowie Lychnidos in Epeiros und Korinth, beides seit alters sehr volkreiche Städte. Sie alle wurden damals von einem Erdbeben zerstört, und fast die gesamte Einwohnerschaft fand dabei den Tod. Hinzu kam, wie schon früher erwähnt, die Pest; sie raffte etwa die Hälfte der restlichen Menschheit hinweg. So viel Menschen mußten sterben, während Justinian zuerst römischer Reichsverweser war und später die Kaiserwürde innehatte....

Wie dieser Schmutzkerl alle öffentlichen Gelder vergeudete und dann den Senatoren einzeln und in ihrer Gesamtheit das Vermögen wegnahm, habe ich wohl ausführlich genug erörtert. Auch das scheint mir hinreichend besprochen, wie er die anderen wohlhabenden Kreise durch gerichtliche Klage ihres Besitzer beraubte, nicht allein die Soldaten, die Gefolgsleute und Palasttruppen, Bauern, Grundbesitzer, Grundherrn, und Rhetoren, sondern auch Kaufleute, Reeder, Matrosen, Arbeiter, Handwerker, Marktleute, Bühnenvolk und sozusagen all die vielen anderen, die durch ihn zu Schaden kamen....

Man sah wohl, daß die städtische Wasserleitung geborsten war und nur mehr einen geringen Teil Wasser in die Stadt lieferte, doch kehrte man sich nicht daran und wollte auch nichtsdafür aufwenden, obgleich sich immer eine große Menschenmenge um die Brunnen drängte und alle Bäder geschlossen waren. Dabei verschleuderte der Kaiser Unsummen sinnlos für Wasserbauten und andere Torheiten. Überall in den Vorstädten war er tätig, als böten die Paläste, in denen doch die früheren Herrscher dauernd residierten, nicht mehr genug Platz für die Majestäten. So vernachlässigte er nicht aus Sparsamkeit, sondern zum Verderben der Menschen den Bau der Wasserleitung; denn niemand war je eifriger als dieser Justinian bemüht, das Geld aller Menschen auf verwerfliche Art an sich zu ziehen und auf noch üblere Weise sogleich wieder auszugeben. Zweierlei, was Essen und Trinken anlangt, ist den Ärmsten und Bettlern Vorbehalten, Wasser und Brot; in beidem tat ihnen, wie gesagt, der Kaiser Eintrag: Das eine machte er knapp, das andere viel teurer...

Der Taten Justinians sind so viele, daß nicht einmal das ganze Leben zu ihrer Schilderung ausreichte. So will ich mich darauf
beschränken, aus der großen Fülle nur einiges wenige auszuwählen und zu berichten, wodurch auch den späteren Generationen seine ganze Wesensart deutlich werden soll, daß er ein Schurke war und sich weder um Gott noch um Priester oder Gesetz, auch nicht um das Volk kümmerte, das ihm ergeben schien. Keinerlei Rücksichten, weder aufs Staatswohl noch, was dieses fördern konnte, ließ er gelten. Er legte keinen Wert darauf, seinen Handlungen ein schönes Mäntelchen umzuhängen, Raub, nur Raub an allem Besitztum war sein Verlangen....

Ich weiß noch von unzähligen anderen Verbrechen Justinians, die in dieser Richtung liegen, möchte aber nicht weiter darauf eingehen; will ich doch mit meiner Darstellung an ein Ende kommen. Im übrigen wird auch durch sie schon hinreichend die Wesensart des Menschen deutlich.719
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© TheYork ProjectAbbildung 195: Justinian (Mosaik aus der Kirche San Vitale in Ravenna)
Prokop etablierte eine klare Verbindung zwischen politischen Missbräuchen und Katastrophen. In dieser Hinsicht war er nicht anders als andere Chronisten. Sie alle zogen diese Parallelen, weil sie direkte Zeugen dieser beiden Arten von Ereignissen waren, indem sie sie aus erster Hand jahrelang erfahren haben.

Einige moderne Wissenschaftler versuchen die bemerkenswerten Berichte der Chronisten weg zu erklären, indem sie behaupten, dass die Chronisten einfach dazu tendierten zu übertreiben. Wenn es um die Anzahl der Getöteten bei militärischen Siegen geht, mag dies vielleicht der Fall sein, aber wenn es um offensichtliche Beschreibungen kosmischer Ereignisse und Katastrophen geht, wie können wir dann die Tatsache erklären, dass Chronisten, die manchmal hunderte von Kilometern entfernt voneinander waren und sich nie begegnet sind, die selben Beschreibungen über die selben Ereignisse niederschrieben? Beschönigung ist eine Sache; die gesamte Fabrikation von katastrophalen Ereignissen ist etwas ganz anderes. Wenn man ihre Berichte mit der Möglichkeit solcher Katastrophen in Hinterkopf liest, kommen ihre Berichte darüber genauso objektiv und ausgeglichen rüber wie ihre Schriften über banalere Ereignisse.

Prokops geheime Geschichte ist ohne Zweifel einer der bittersten und leidenschaftlichsten Denunziationen, die je geschrieben wurden. Prokop stellte seine Abscheu vor Justinian, Theodora (bzw. Theodora I., Justinians Frau), und alles was sie getan haben, absolut deutlich dar. Er fand überhaupt keinen Funken von Menschlichkeit in ihnen. Das Schreiben dieser Texte scheint für Prokop sogar ein Versuch gewesen zu sein, das was er gesehen und erfahren hatte, zu begreifen, da er keine klassischen Beispiele aus seiner Ausbildung hatte, die diese Unmenschlichkeit hätten erklären können. An einer Stelle fragt er sich: ‘Wie kann irgendjemand überhaupt in Worten den Charakter von Justinian erklären?’ Die verzweifelte Dringlichkeit seines Textes offenbart sein Frustration.

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Abbildung 196: Kaiserin Theodora. Mosaik in der Kirche San Vitale, Ravenna
In Anbetracht der Tatsache, dass moderne psychologische Studien tatsächlich offenbaren, dass Individuen wie Justinian und Theodora wirklich existieren, weiß jede Person, die die Psychopathologie genau studiert hat oder Personen wie Justinian begegnet ist, sofort und intuitiv, über das was Prokop hier berichtet, Bescheid, und warum ihn diese Situation so getroffen hat.

Hergehoben werden sollte hier auch das Prokops Beschreibung von Justinian und Theodora und ihrer Herrschaft durch andere Quellen bestätigt wurde, die sich mit den selben Ereignissen beschäftigten und durch unbestreitbare Beweise untermauert werden. Anthony Kaldellis schreibt:
Eine nüchterne Analyse der Beweise untermauert die Schlussfolgerung, dass Theodora in der Tat kleinlich, arrogant, zornig, gnadenlos und unbarmherzig war und bereit dazu, alles für ihre persönlichen Fehden und ihre Habgier zu opfern. Solche Menschen existieren und wir sollten daher die Zeugenaussagen der Historiker, die darüber unter großem persönlichen Risiko berichteten, nicht abtun.720
Justinian herrschte über das Byzantinische Reich (d.h. das oströmischen Reich) von 527 bis zu seinem Tod im Jahr 565. Die Tabelle in Abbildung 197 zeigt eine Liste der Katastrophen über die die Chronisten722 in der Zeit zwischen 535 und 591 berichteten:

Die Häufigkeit von Katastrophen ist hoch. Diese Zusammenstellung ist sogar noch beeindruckender wenn wir den geographischen Umfang dieser aufgezeichneten Geschichte berücksichtigen (begrenzt auf die Mittelmeerregion), den Zeitraum (der nur 56 Jahre umfasst) und die Anzahl der Quellen (begrenzt auf ein Dutzend Chronisten).723 Kometen werden 16 Mal erwähnt (blau), Erdbeben 18 Mal (grün) und Seuchen 19 Mal (rot).724 Was diese Tabelle jedoch nicht darstellt, ist das Ausmaß jedes dieser Ereignisse. Hier sind drei Ausschnitte von dem bereits erwähnten Chronist Michael der Syrer, die uns eine Vorstellung darüber geben, was damals los war. Fangen wir mit ‘einem Zeichen in der Sonne’ an, das einen ziemlichen Euphemismus darstellt, wie wir in der folgenden Beschreibung sehen werden:
Etwas früher, im Jahr 536, gab es ein Zeichen in der Sonne. Wir hatten zuvor noch nie so ein Zeichen gesehen und nirgends steht geschrieben, dass so etwas jemals zuvor in der Welt passiert ist. Wenn wir die Aufzeichnungen nicht in den glaubwürdigsten und bewährtesten Schriften und Aussagen gefunden hätten, die von Männern stammen, die würdig des Glaubens sind, hätten wir es nicht niedergeschrieben, da es so schwer zu begreifen ist. So heißt es, dass die Sonne verfinstert wurde und die Finsternis eineinhalb Jahre andauerte, das heißt, 18 Monate. Jeden Tag schien sie [die Sonne] für etwa 4 Stunden und trotzdem war das Licht nur ein schwacher Schatten. Jeder sagte, die Sonne würde nicht in ihren Ausgangszustand zurückkehren. Die Früchte reiften nicht und der Wein schmeckte wie der [Wein] von sauren Trauben.725
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© Sott.netAbbildung 197: Berichtete Katastrophen (535 - 591 n. Chr.
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© Leslie McCluskeyAbbildung 198: Verschleierte Sonne durch eine hohe Konzentration von atmosphärischen Partikeln.
Eine mögliche Erklärung, die mir über die Ursache dieses ausgeprägten ‘Zeichens in der Sonne’ in den Sinn kommt, könnte eine atmosphärische Staubkonzentration sein, in einer Größenordnung, die dazu führte, dass die Sonne für 18 Monate verschleiert wurde. Der Ursprung dieses Staubs könnte eine starke Kometenaktivität oder vulkanische Aktivitäten gewesen sein, bzw. eine Kombination dieser beiden Faktoren, da wir inzwischen wissen, dass diese beiden Phänomene oftmals in einer Beziehung zueinander stehen.726

Der nächste Ausschnitt ist ein Bericht über die Seuche, die Konstantinopel im Jahr 543 traf:
Als die Seuche über die Reichsstadt einher fiel, trat sie zuerst unter den Armen auf. Es gab Tage, an denen wir 5.000 Leiber weggetragen haben und an anderen Tagen 7.000, 12.000 und 16.000 an einem Tag. Am Anfang standen Männer an den Häfen, an den Toren der Stadt, am anderen Ufer, und meldeten ihre Anzahl. Und wenn man sie zählen will, gab es tatsächlich mehr als 300.000, die man von öffentlichen Plätzen entfernte [und] als die Zahl der Personen 1.000 erreichte, hörten sie auf zu zählen. Nachdem die Armen gestorben waren, erreichte die Zerstörung die mächtigen und adligen Menschen des Imperiums und diejenigen, die dem Tod durch die Leistenkrankheit und die Pocken vorerst entkommen konnten, die wir in unserer Sprache ‘Tumore’ nennen und sie [in ihrere Sprache] Beulen. Wir sahen, dass diese Wunde nicht nur bei Menschen auftrat sondern auch unter den Tieren, auch wilden Tieren [und] sogar Reptilien der Erde. Man konnte Rinder, Hunde und sogar Mäuse mit geschwollenen Leisten sehen, die [der Krankheit] erlagen und verendeten.

...Die Anzahl der Totengräber war zu gering und diese große Stadt wurde zu einem düsteren Grab für ihre Bewohner. Als wir keine Gräber mehr finden konnten, schichteten sie die Leichen in Booten auf und warfen sie wie Mist auf das andere Ufer. Der Kaiser sah was geschehen war, ordnete [den Bau] von etwa 600 Baren an und ernannte einen seiner Beamten, den er [dann] damit beauftragte, so viel Gold zu nehmen und zu vergeben, wie benötigt wurde, um Männer einzustellen, die große Gruben ausgraben sollten, in denen die Leichen aufgeschichtet wurden. Es wurde [dann] in den Bergen gemacht und in jede dieser Gruben wurden 70.000 Leichen geworfen. Er platzierte Männer um die Gruben herum, die die Leichen in Reihen aufschichteten, eine über die andere, auf die gleiche Art wie Heu gestapelt wird. Als Resultat wurde die Stadt von den Leichen befreit. Einer unserer Diakone, der mit dieser Arbeit beschäftigt war, fand ein verschlossenes und stinkendes Haus. Er trat ein und fand in etwa 20 verrottende und von Würmern zerfressene Menschen. Er holte ein paar Männer und sie trugen die Leichen davon. Dort gab es Frauen, die gestorben waren, deren kleine Kinder die Brüste ihrer Mütter festhielten und weinten.727
Wie Sie sehen können, haben wir es hier anscheinend nicht mit einer üblichen Epidemie zu tun. Die Zahlen sind erschütternd, selbst wenn wir die Möglichkeit einer gewissen Übertreibung in Betracht ziehen. Vor Justinians Plage hatte Konstantinopel in etwa 500,000 Einwohner.728 Diese Plage tötete fast die Hälfte der Einwohner. Nach heutigen Schätzungen hat diese Plage mindestens ein Viertel der Menschen im östlichen Mittelmeer umgebracht729; und das war nur die erste Welle. Die Plage kehrte immer wieder zurück. Hier ist der letzte Auszug, der das große Erdbeben im Jahr 559 beschreibt:
Als dieses schreckliche Erdbeben sich in Beirut und anderen Küstenstädten von Phönizien ereignete,730 zog sich das Meer auf Anordnung Gottes um etwa 2 Meilen zurück. Der Boden des Meeres wurde enthüllt und wir sahen viele Dinge, zerschellte Schiffe voll mit Gütern. Und anstatt [Angst] vor diesen Schrecken [zu haben], rannten diejenigen [Menschen, die am Rande des Meeres waren, eifrig] um die Schätze [die in der Tiefe verborgen waren] zu ergattern, sie betraten [die Wracks] und verluden [die Schätze] um sie wegzubringen. Daraufhin sausten andere [Menschen] um in die Wracks zu gelangen und dann kam die schreckliche Kraft des Meeres zurück und verschlang sie in ihre Tiefen durch die geheime Strafe Gottes. Diejenigen, die immer noch an der Küste waren, rannten davon um zu entkommen, [als] sie das Meer zurückkamen sahen, aber das Erdbeben stürzte Gebäude auf sie und begrub sie. Das geschah in allen Küstenstädten und vor allem in Beirut, als das Feuer nach der Zerstörung der Stadt ausbrach. Das Feuer brannte zwei Monate lang. Sogar die Steine wurden verzehrt und in Kalk verwandelt.731
Im obigen Ausschnitt oben finden wir eine Beschreibung eines massiven Tsunami und einem höchst eigentümlichen Feuer, das für zwei Monate anhielt und mit ungewöhnlich hohen Temperaturen brannte.732

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© University of California, IrvineAbbildung 199: Die erste Welle von Justinians Pest (541 - 544 n. Chr.).
Die Richtigkeit der Beschreibungen der Chronisten dieser Zeit733 wurde schließlich in den 1990er Jahren bewiesen, als Wissenschaftler mehrere Beweislinien entdeckt und erforscht hatten, die zeigten, dass im Jahr 536 ein massiver Kometen-Körper in die Erdatmosphäre eintrat und diese Zeitperiode durch außergewöhnlichen Klimastress geprägt war. Mehrere unabhängige Studien zeigen eine Folge von noch nie da gewesenen kalten Wintern - die im Jahr 536 begannen (einemder kältesten Jahre aller Zeiten734 735) und c.a. um das Jahr 545 endeten - bewiesen durch Baum-Ring Analysen von Holzproben, die man in Irland,736 737 Skandinavien,738 Kontinentaleuropa, Nordamerika,739 740, der Mongolei741 und in Argentinien gefunden hat.742 Diese Studien weisen alle auf die selbe Schlussfolgerung hin: Die abrupte Abkühlung743 war das Resultat eines atmosphärischen Staub-Schleiers, wahrscheinlich ausgelöst durch die Explosionen von massiven Kometen-Körpern am Himmel744 745 - wenn Sie so wollen, mehrere Tunguska- oder Shoemaker-Levy-artige Ereignisse. Bryan Ward-Perkins schreibt über den Fall des Römischen Reiches:
Die nach-römische Welt kehrte zu einer Stufe der wirtschaftlichen Einfachheit zurück, die sogar niedriger war als zu vor-römischen Zeiten, mit wenig Verkehr von Waren, schlechten Wohnverhältnissen, und nur den einfachsten hergestellten Gegenständen. Die fortgeschrittene Ausgefeiltheit der römischen Periode, durch das ausgedehnte Verbreiten von hochwertigen Waren in der Gesellschaft, hatte die lokalen Fähigkeiten und lokalen Netzwerke zerstört, die in vor-römischen Zeiten eine niedrigere Ebene der wirtschaftlichen Komplexität zur Verfügung gestellt hatten. Es dauerte Jahrhunderte für die Menschen im ehemaligen [römischen] Reich, die Fähigkeiten und die regionalen Netze wieder auf das Niveau der vor-römischen Zeit zu bringen. Ironischerweise war diese römische Erfahrung höchst schädlich, wenn man sie aus der Perspektive von Britannien im fünften Jahrhundert und dem größten Teil des sechsten und siebten Jahrhunderts im Mittelmeer betrachtet.746
Umfangreiche Studien der verfügbaren Beweise zeigen, dass im 6. Jahrhundert nach Christus jede Art von menschlicher Aktivität, die höher als die grundlegenden Fähigkeiten des Überlebens waren, verschwunden sind. Zwischen dem 7. und dem 10. Jahrhundert waren menschliche Aktivitäten im Römischen Reich praktisch nicht existent:
  • Der Hausbau ging von zahlreichen aufwendigen Steinhäusern zurück zu verstreuten Holzhütten.747
  • Die Metallindustrie hörte praktisch auf zu existieren und erst im 16. Jahrhundert wurde das Niveau der industriellen Aktivität wieder erreicht, das vor dem Fall von Rom existierte.748
  • Die weit verbreiteten und aufwendigen Töpfereien wurden sehr selten und der Fortschritt in dieser Kunst stagnierte so stark, dass es heute unmöglich ist, die Keramiken vom 7. Jahrhundert von denen zu unterscheiden, die zwei Jahrhunderte später produziert wurden.749
  • Die sehr wenigen Kirchen, die in diesem Zeitraum gebaut wurden, waren mehr als 10 Mal kleiner als der im 4. Jahrhundert errichtete Petersdom in Rom.750 Erst die Kathedralen im 11. Jahrhundert erreichten wieder ähnliche Größen.
  • Die Landwirtschaft und Kriegstechnik stagnierte für 3 Jahrhunderte.751
  • Die Qualität und Quantität der Münzprägung sank in den meisten Regionen des Imperiums.752
  • Schriftliche Dokumente existierten für fast drei Jahrhunderte praktisch gar nicht.753
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© Ward-PerkinsAbbildung 200: Siedlungen nördlich von Rom ca. 100 n. Chr. (links) und die Siedlungen vom 5. bis 8. Jahrhundert (rechts).
Das Problem, mit dem wir es zu tun haben, wird in der archäologischen Abbildung 200 veranschaulicht. Auf der linken Seite sehen wir ländliche Siedlungen aus römischen Zeiten nördlich der Stadt Rom, die durch archäologische Untersuchungen enthüllt wurden. Die abgebildete Zeitperiode ist ca 100 n.Chr.

Schauen wir uns nun die Abbildung auf der rechten Seite an. Dieses Abbildung repräsentiert Orte, die durch Töpfereien des 5. und 8. Jahrhunderts entdeckt wurden. Das sind 300 Jahre. Es ist eine lange Zeitperiode, die in einem Bild erfasst wurde, also können wir schlussfolgern, dass die Anzahl der tatsächlichen Lebensstätten zu jedem beliebigen Zeitpunkt innerhalb dieser Periode, viel viel kleiner war als die Anzahl, die Sie auf diesem rechten Bild sehen, in denen diese 300 Jahre zusammengezählt wurden!

Der Rückgang der Besiedelung ist nicht nur alarmierend, sondern sich dies vor Augen zu führen, ist erschreckend. Wir können eine rapide Veränderung der Landschaft beobachten, die zuerst dicht besiedelt war mit modernen Gebäuden und einem aufwendig vernetzten System, hin zu einer Landschaft die zum größten Teil aus leerem Raum bestand. Darüber hinaus verringerten sich die Beweise für die Bewohnung von Städten und Gemeinden im gleichen Zeitraum dramatisch.754 Das bedeutet, dass die Menschen nicht vom Land in die Städte geflohen sind. Wir betrachten hier so etwas wie eine 90%ige Sterblichkeitsrate.

echcc Abbildung 201
© Sott.net, angepasst von Ward-PerkinsAbbildung 201: Kollaps des Entwicklungsstands im Römischen Reich (300 - 900 n. Chr.)
Der Zusammenbruch war nicht einheitlich. Abbildung 201 zeigt den Kollaps in den verschiedenen Bereichen des Römischen Reiches anhand der Entwicklungsebene.

Es besteht allgemeine Einigkeit darüber, dass die Dinge, die in Britannien stattgefunden haben, sehr früh und schnell vonstatten gingen. Das nach-römische Britannien sank auf das Überlebens-Niveau der vor-römischen Eisenzeit. Schon vor der Zeit, als die Römer nach Brittanien kamen, hatte Britannien ihre eigene aktive und produktive Ökonomie. Nichts von alledem kann man im nach-römischen Britannien des 5. und 6. Jahrhunderts finden. Britannien brauchte 300 Jahre um sich wieder genug zu erholen, um gerade so ihre eigene eisenzeitliche Entwicklungsstufe wieder zu erreichen, bevor die Römer überhaupt da waren.

Zugleich gedeihte für eine Zeit lang der östlichen Teil des Imperiums in mancherlei Hinsicht weiterhin. Neues Geschirr wurde in Zypern und Phocaea (Westküste der Türkei) produziert. Neue Arten von Amphoren erschienen, in denen Öl und Wein aus den verschiedenen Regionen des Levante transportiert wurden.755 Münzen wurden weiterhin produziert, Gebäude wurden weiterhin im eleganten Stil gebaut, zumindest in Konstantinopel.

Der Levante in Ägypten und Zentralgriechenland scheint eine bemerkenswerte Expansion erlebt zu haben. In dieser Zeit gab es nicht nur einen Anstieg von Siedlungen sondern auch im allgemeinen Wohlstand. Dieser Anstiegt hinterließ eine große Menge an neu gebauten Häusern und eine ganze Reihe von Klöstern und Kirchen. (Auch diese Tatsache ist wichtig). Doch dann, wie in Abbildung 201 zu sehen ist, kam all dies in der Ägäis um das Jahr 600 n.Chr. zu einem plötzlichen Ende. Die großen Städte Athen, Korinth und Ephesus schrumpften auf einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Größe, ebenso wie bereits im westlichen Imperium geschehen war. Dies scheint mit der selben Abruptheit vonstatten gegangen zu sein wie es 60 Jahre zuvor in Britannien geschehen war. Der Wohlstand und die Einwohnerzahl schrumpfte auch in Konstantinopel dramatisch.

Im Jahr 700 n.Chr. waren die einzigen Gebiete des ehemals Römischen Reiches, die noch nicht 'gefallen' waren, die Levante und Ägypten. Dies könnte der Grund für den plötzlichen Aufstieg des arabischen Imperiums oder Kalifates sein, das im 7. Jahrhundert begann. Vielleicht eroberten die Araber das Römische Reich gar nicht; sie könnten einfach in leere Territorien vorgedrungen sein.

Somit kann im Allgemeinen überall im Römischen Reich der selbe Rückgang gemessen werden, obschon sich dieser Zerfall etwas langsamer zugetragen hat. Das alles scheint darauf hinzudeuten, dass es keinen einzigen und alleinigen Moment des totalen Zerfalls des gesamten Imperiums gegeben hat. Das Imperium verschwand zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten und dieser Zusammenbruch fuhr in unterschiedlichen Geschwindigkeiten fort, während einige Regionen nur in einer moderaten Geschwindigkeit und Intensität verblassten.

Um den Kern der Sache nochmal hervorzuheben, sollte darauf hingewiesen, dass die oben erwähnten Fakten eine positive Korrelation zwischen einem unterdrückenden, grausamen und korrupten Regime und großflächiger kataklystischer Ereignisse offenbart. Das oben erwähnte Beispiel ist nicht das einzige Ereignis, das diesen Schluss nahelegt. Es gab eine ganze Reihe solcher Perioden - Unterbrechungen der Geschichte - nach denen die Stabilität wieder hergestellt wurde und sich Dinge wieder normalisierten. (Vielleicht waren die Gallier ja doch nicht so verrückt als sie verkündeten, dass ihre einzige Angst die war, dass der Himmel auf ihre Köpfe fallen könnte!756)

Solche Perioden werden im Allgemeinen durch gewaltige Anstrengungen signalisiert, in denen versucht wird Normen, Literatur, das Bauen im großen Maßstab, und imperialistische Bestrebungen in Form von Eroberungskriegen und Dominanz wieder herzustellen. Das jüngste massive dunkle Zeitalter in unserer Geschichte ist die Zeitperiode, die dem Fall von Rom folgte. Rom selbst entstand mehrere Jahrhunderte nach einem weiteren dunklen Zeitalter, das davor stattfand und das wir bereits zuvor im Kontext der Umwandlung von Beobachtungswissenschaften zu Mythen besprochen haben.757

Es ist sehr wichtig Rom zu verstehen, da es den Anschein hat, dass wichtige und große Aspekte unserer heutigen Zivilisation - vor allem die rechtlichen, regierenden und verwaltenden Ebenen - weitgehend auf dem basieren, was Rom angeblich vor 2,500 Jahren begonnen hat. Es ist gewiss, dass das Christentum durch das Römische Reich geformt wurde, und man könnte sagen, dass es eine Erweiterung desselben ist. Das Christentum wiederum formte die westliche Gesellschaft, da es das Werkzeug, die Ideologie, darstelllte, mit der die pathologischen Führer die das dunkle Zeitalter überlebenden und mittlerweile anwachsenden Menschenmassen blendeten und beschäftigten.758, damit diese nach ihrer Pfeife tanzten. Aus dieser Zeitperiode, als sich diese Übergangsphasen manifestierten, gibt es viele Beschreibungen von Desastern, die mit Kometen/Asteroiden zusammenhängen. Worauf es hinausläuft ist Folgendes: was sich im Römischen Reich ereignete, war nicht nur eine Transformation; es war das Ende einer Zivilisation, die sich für über 800 Jahre lang nicht wieder erholte.

Fußnoten:

714Einer der bedeutendsten syrisch-orthodoxen Patriarchen, der eine universelle Chronik in Syrien schrieb, die Ereignisse von der Schöpfung bis 1195 abdeckt. Siehe: Weltecke D., ‘The World Chronicle by Patriarch Michael the Great (1126-1199):Some reflections’, Journal of Assyrian Academic Studies.
715Michel le Syrien, Chronique de Michel le Syrien, book I, II, III and IV (nicht ins Englische übersetzt).
716‘Procopius of Caesarea’, About.com. ancienthistory.about.com/od/historians/g/013 108Procopius.htm
717‘Medieval Sourcebook: Procopius of Caesarea: The Secret History’, Fordham university. Siehe: www.fordham.edu/halsall/basis/procop-anec.asp
718Siehe Anthony Kaldellis’ excellente Arbeit: Procopius of Caesarea: Tyranny, History, and Philosophy at the End of Antiquity (2004) University of Pennsylvania.
719Anekdota: Geheimgeschichte des Kaiserhofs von Byzanz. Griechisch - Deutsch, Kapitel 18, 26, 27, 28
720Kaldellis, Anthony, Procopius of Caesarea: Tyranny, History, and Philosophy at the End of Antiquity; 2004, University of Pennsylvania; S. 130.
721Evans, J. A., ‘Justinian’, De Imperatoribus Romanis, University of British Columbia. Siehe: http://www.roman-emperors.org/justinia.htm
722MdS = Michael der Syrer, Ps.D. = Pseudo-Dionysius, JvE = Johannes von Ephesos, GvT = Gregor von Tours.
723Vergessen wir auch nicht, dass es für die schlimmsten Kataklysmen keine schriftlichen Überlieferungen gibt, da es einfach keine Zeugen gab, die diese Katastrophen überlebten. Dieser Umstand könnte auch die zahlreichen ‘leeren Stellen’ in der Geschichtsschreibung erklären, wie z.B die ‘Dunklen Zeitalter’ vom 6. bis zum 9. Jahrhundert n.Chr.
724Interessanterweise erschien die Justinianische Pest zum ersten Mal im Jahr 541 direkt nach dieser ausgedehnten Zeit der Kometenaktivität (538 - 541). Siehe Kapitel 21: ‘Zunahme der Kometenaktivität’.
725Michael the Syrian, Chroniques Universelles., Book IX, Chapter XXVI, Übersetzung: Sott.net
726Siehe Kapitel 23: ‘Das 'Aufbrechen' der Erde
727ebd., Book IX, Chapter XXVIII
728Harl, W. H., ‘Early Medieval and Byzantine Civilization: Constantine to Crusades’, Tulane University. Siehe: www.tulane.edu/august/H303/handouts/Population.htm
729Mango, C., Byzantium: The Empire of New Rome (1980)
730Mittelmeerküste des Libanon.
731Michael The Syrian, Chroniques Universelles, Book IX, Chapter XXIX, Übersetzung: Sott.net
732Kalkstein verwandelt sich bei 900°C (1.652 ° Fahrenheit) zu Kalk.
733Diese schweren Störungen um das Jahr 536 n. Chr. wurden von Prokopios, Cassiodor, Johannes von Ephesos und Euagrios Scholastikos unabhängig voneinander aufgezeichnet.
734Scuderi L., ‘A 2000-Year Tree Ring Record of Annual Temperatures in the Sierra Nevada Mountains’, Science, 5. März 1993: Vol. 259 no. 5100 S. 1433-1436
735Baillie M., Exodus to Arthur. Batsford; 1999
736Baillie, M. World Archaeology, 1991, 23:233-43
737Baillie, M. Exodus to Arthur. Batsford; 1999
738Briffa, K. et al., ‘A 1,400-year tree-ring record of summer temperatures in Fennoscandia’, Nature 346, 434 - 439 (02. August 1990)
739LaMarche, V. ‘Paleoclimatic Inferences from Long Tree-Ring Records’, Science 15. März 1974: Vol. 183 no. 4129 S.1043-1048
740Scuderi, L. ‘A 2000-Year Tree-Ring Record of Annual Temperatures in the Sierra Nevada Mountains’, Science, 5. März 1993: Vol. 259 no. 5100, S. 1433-1436
741D’Arigo, S. et al., ‘1,738 years of Mongolian temperature variability inferred from a tree-ring width chronology of Siberian pine’, Geophys. Res. Lett. 2001, 28:543-46
742Baillie, op. cit.
743Briffa et al., op. cit.
744Clube, V. & Napier, W. ‘The Microstructure Of Terrestrial Catastrophism’, Monthly Notices Of The Royal Astronomical Society, 211: 4, S. 953-968
745Rigby, E. et al., ‘A comet impact in AD 536?’, A&G (2004) 45 (1): 1.23-1.26
746Ward-Perkins, op. cit., S. 136-137, Auszüge.
747Ward-Perkins, Bryan, The fall of Rome, S.95 & S.111
748ebd., S. 96
749Niemitz Hans-Ulrich, Did the early middle age really exist, S. 5
750Bryan Ward-Perkins, op. cit., S. 148-149
751White Jr., Lynn, Die mittelalterliche Technik und der Wandel der Gesellschaft. München, 1968
752Ward-Perkins, Bryan, op. cit., S. 110-117
753Hardouin, Jean, The Prolegomena, S. 64
754Ward-Perkins, op. cit.
755Östlicher Mittelmeerraum.
756 Keltische Führer antworteten auf die Frage von Alexander dem Großen, was sie in der Welt denn am meisten fürchteten, damit, dass ihre schlimmste Angst die sei, dass der Himmel auf ihre Köpfe fallen könnte. Zweifellos war Alexander enttäuscht, auf die Frage nicht seinen eigenen Namen gehört zu haben. Siehe: Arrian, Campaigns of Alexander, Book I, 4.
757Knight-Jadczyk, L., Comets and the Horns of Moses: Secret History of the World Vol. 2., Red Pill Press 2013
758Siehe Kapitel 35: ‘Der Dynastische Zyklus