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© Alexey Druzhinin/Ria Novosti/Agence France-Presse
Die westliche Medienindustrie hat Wladimir Putin zum Schurken der heutigen Geopolitik erklärt. Wäre dies eine objektive, wahrheitsgemäße Berichterstattung über den russischen Präsidenten, müsste man zu dem Schluss kommen, dass Putin keinerlei positiven Eigenschaften besitzt, dass er der gierigste, rücksichtsloseste Tyrann seit Dschingis Khan ist und dass er seinen Regierungsapparat in einen gesetzlosen Mafia-Staat verwandelt hat. Tatsächlich ist diese wenig schmeichelhafte, negative Berichterstattung über Wladimir Putin allgegenwärtig, aber wo konkrete Beweise vorgelegt werden sollten, gelten die ständigen medialen Anschuldigungen als Beweis.

Joseph Goebbels' Technik der "großen Lüge" besteht darin, Menschen mit besonders dreisten Lügen zu täuschen, indem man diese unerbittlich wiederholt. Wenn die Wahrheit uns also freimachen soll, müssen wir sie mit Mut und Entschlossenheit verbreiten. Wir müssen uns wehren und die Lügen aufdecken. Diejenigen, die Kriege wollen, sind wenige, und wir, die wir Frieden wollen, sind viele. Selbst wenn sie einige von uns zum Schweigen bringen können, können sie uns nicht alle mundtot machen. Jeder ist gefragt, Angst und Lügen zurückzuweisen, dann können wir gemeinsam der dystopischen Gegenwart des permanenten Krieges ein Ende setzen.

Ein gutes Beispiel für die "große Lüge" ist Bill Browders Versuch, die Korruption Putins zu "beweisen". Seine Beweisführung ist lachhaft, aber die Medienindustrie sieht in Browder einen Experten und wiederholt seine Anschuldigungen, als wären sie unbestreitbare Fakten. So verdächtig eine solche eklatante Verzerrung auch erscheinen sollte, die Technik der großen Lüge scheint zu funktionieren. Ein großer Teil der westlichen Welt ist heutzutage geneigt zu glauben, dass Putin routinemäßig Kritiker und politische Rivalen ermorden lässt, dass er ein riesiges persönliches Vermögen angehäuft hat und dass er Russland als sein persönliches Königreich führt.

Die Verteufelung, die zu diesen Überzeugungen geführt hat, ist kein Zufall. An den Beispielen von Slobodan Milosevic (Serbien), Saddam Hussein (Irak), Moammar Gaddafi (Libyen) und Bashar Al Assad (Syrien) wurde bereits deutlich, dass die Verunglimpfung ausländischer Staatsoberhäupter regelmäßig genutzt wird, um öffentliche Zustimmung für Kriege zu erzeugen. Die negative Wahrnehmung der Regierungsspitzen dient dazu, gerade den Teil der Öffentlichkeit, der sich für fair und fortschrittlich hält, dazu zu bringen Regimewechsel oder Kriege zu billigen, wenn diese dann angeblich dazu beitragen, eine Nation dabei zu unterstützen, sich von politischer Unterdrückung zu befreien und mehr Freiheit und Demokratie zu erlangen.

Kriege um Ressourcen oder Hegemonie mögen für die Öffentlichkeit nicht akzeptabel sein, aber Kriege zu führen zum Schutz der Menschenrechte ist eine andere Sache. Im Laufe der Jahre habe ich viele ansonsten gut meinende, studierte Intellektuelle dabei erlebt, wie sie sich verbiegen, um selbst eindeutig illegale Kriege zu rechtfertigen, solange sie glauben konnten, dass diese durch Menschenrechtsaspekte motiviert sind.

Ein neuer großer Krieg könnte kommen

In einem Zeitalter permanenter Kriegsführung sollten wir nicht so selbstgefällig sein zu glauben, dass es keinen weiteren Weltkrieg geben könnte. Es gibt gut nachvollziehbare (aber nie diskutierte) systemische Gründe, warum Teile des westlichen wirtschaftlichen/politischen Establishments regelmäßig auf Krieg als bevorzugtes politisches Instrument zurückgreifen. Ein solcher Krieg ist gewünscht und die Agenda ist nicht durch die moralischen Bedenken belastet, die 99,9% von uns davon abhalten würden.

Nachdem ich in den 90er Jahren den Ausbruch des Krieges im ehemaligen Jugoslawien erlebt hatte, fühlte ich mich verpflichtet, die Wahrheit aufzudecken und meinen Teil dazu beizutragen, die große Lüge zu enthüllen, die den nächsten Weltkrieg auslösen könnte. Das Ergebnis meiner Bemühungen ist das Buch Grand Deception (das jetzt von denen, die einen Krieg gegen Russland wollen, von Amazon verbannt wurde), aus dem die folgende Artikelserie stammt.

Auszug: Warum ist es wichtig, wer dieser Putin als Mensch ist?

Lange Zeit, selbst nachdem Bill Browder mich darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Putin tatsächlich Gutes in Russland bewirken könnte, war ich wenig interessiert, Putin als Person zu verstehen. Für mich war er ein Politiker, und ich stimme im Allgemeinen der Ansicht zu, dass politische Macht genau die Art von Menschen anzieht, die sie gerade nicht haben sollten. Ich glaube auch, dass Macht selbst ansonsten integre Männer und Frauen korrumpiert und ich habe von Wladimir Putin nichts Anderes erwartet. Es fiel mir nicht schwer zu glauben, dass er wahrscheinlich korrupt ist und dass er seine Position nutzte, um sich, seine Familienmitglieder und seine Mitarbeiter zu bereichern. Das ist es jedenfalls, was alle anderen im Westen über Herrn Putin wussten.

Erst die anhaltende Verteufelung Wladimir Putins nach dem Staatsstreich in der Ukraine in 2014 veranlasste mich mehr darüber herauszufinden, wer er als Mensch ist. Ich begann seine Reden und Interviews zu verfolgen, aufmerksam zuzuhören, was er sagte und wie er sprach.


In seiner berühmten "Münchner Rede" vom 10. Februar 2007 machte Putin auf das zerfallende System der internationalen Beziehungen in der Zeit nach dem Kalten Krieg und den unvermeidlichen Untergang der unipolaren Weltordnung aufmerksam. Seine Warnungen erwiesen sich In vielerlei Hinsicht als prophetisch.

Ich habe auch eine Reihe von Dokumentarfilmen über ihn gesehen - ein paar davon waren schmeichelhaft, die meisten aber rückten ihn in ein schlechtes Licht. Ich habe online auch nach Zeugnissen von Leuten gesucht, die ihn persönlich kannten und mit ihm arbeiteten. Das Porträt des Mannes, das sich aus vielen dieser Aussagen und seinen Handlungen ergab, scheint völlig im Widerspruch zu dem Ruf zu stehen, den Wladimir Putin im Westen hat. Ich möchte eine Auswahl von Vorfällen nennen, die meine eigene Wahrnehmung in Bezug auf Putin beeinflusst haben.

Die Menschen an erste Stelle setzen

Im Zuge der Finanzkrise von 2008 erklärte Putin öffentlich, dass er sich in der Verantwortung sehe, dass sich eine weitere Krise wie die von 1998 unter seiner Regierung nicht wiederholt. Seine Regierung unternahm proaktiv Schritte, um die Folgen der Krise zu mildern. Im Juli 2008 reiste Putin persönlich in die Stadt Pikalyevo im Gebiet Leningrad, um mit den Direktoren und Eigentümern einer großen Metallfabrik vor Ort zu sprechen. Dies war nicht lange, nachdem die Eigentümer die Anlage stillgelegt und Tausende Arbeiter ohne Bezahlung suspendiert hatten.

Putin verurteilte die Versammlung und machte ihre Gier und ihr unprofessionelles Verhalten für das Schicksal von Tausenden von Familien verantwortlich. Dies sei für seine Regierung inakzeptabel und er wies die Eigentümer der Anlage an, diese wieder in Betrieb zu nehmen - und falls nicht, würde die Regierung es ohne sie tun. Er ordnete zudem an, dass die Unternehmensleitung unverzüglich ("bis heute") alle ausstehenden Gehälter in Höhe von mehr als 41 Millionen Rubel ausgleicht. Diese Episode wurde in einer Nachrichtensendung aufgezeichnet, die später zu großer Beliebtheit im Internet gelang. Auch wenn dieser Vorfall mit großer Wahrscheinlichkeit PR-Zwecken diente, ändert dies nichts an Putins Botschaft an die Oligarchen, das Leben ihrer Mitarbeiter nicht als frei verfügbare Ressource zu betrachten.


Während eines Treffens in Pikalyovo wies Premierminister Wladimir Putin Oleg Deripaska, einst der reichste Mann Russlands und andere russische Geschäftsleute zurecht.

In einer weiteren Krisensituation setzte Putin auf ähnliche Maßnahmen zum Schutz der einfachen Leute. Ein Mangel an Kohle führte dazu, dass während seines ersten Winters als Präsident gut 400.000 Einwohner in Städten und Dörfern im äußersten Osten des Landes kein Heizmaterial hatten. Es kam zu einer schweren Krise, Minen wurden geschlossen, Arbeiter gingen auf die Straße und Krankenhäuser mussten wegen der Kälte ihren Betrieb einstellen. Die Kohle zur Wärmeerzeugung war in Russland vorhanden, nur war der größte Teil davon bereits für den Export bestimmt. Wladimir Putin sah es nicht ein, dass das russische Volk einen eisigen Winter lang frieren sollte, nur damit mit dieser Kohle amerikanische Dollar verdient werden konnten. Er ordnete einen unverzüglichen Exportstopp der Kohle an und veranlasste, alle verfügbare Kohle nach Sibirien zurückzuschicken, um die Kesselanlagen zu befeuern.

Was diese Beispiele zeigen, ist, dass in Putins Welt das Wohlergehen der Menschen Vorrang vor den finanziellen Gewinnen der Investoren hat. Westlern, die eine Generation lang einer Gehirnwäsche von neoliberalen Wirtschaftstheorien unterzogen wurden, in der Gewinne über alles gehen und selbst wichtiger als Gesundheit und Wohlergehen der Menschen sind, mag dieses Konzept fremd und exotisch erscheinen.

Was Larry Kudlow, Direktor des National Economic Council unter Präsident Donald Trump, unmittelbar nach dem Tsunami in Japan 2011, der mindestens 20.000 Opfer forderte, zu sagen hatte, steht in starkem Kontrast zu dieser Haltung Putins: "Der Preis an menschlichen Leben scheint viel schlimmer zu sein als der wirtschaftliche Preis, und dafür können wir dankbar sein."

Ich glaube jedoch, dass über die Gehirnwäsche hinaus jeder normale Mensch - auch westlich ausgebildete Ökonomen - zustimmen würde, dass es in einer Krise das einzig moralische Vorgehen ist, die Menschen an die erste Stelle zu setzen und den Oligarchen temporären Rentabilitätsverlust ihrer Unternehmen zuzumuten.

Fortsetzung folgt
Alex Krainer ist ein Hedgefonds-Manager und Autor. Sein Buch wurde gleich zweimal von Amazon verbannt - im September 2017 und nochmals im August 2018. Sie finden es im PDF-, Kindle- und Epub-Format unter dem folgenden Link: "Grand Deception: Truth About Bill Browder, the Magnitsky Act and Anti-Russian Sanctions." Als Taschenbuch ist es hier bei Red Pill Press erhältlich. Alex hat außerdem ein Buch über den Rohstoffhandel veröffentlicht.
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