Wissenschaft und TechnologieS


Blue Planet

Hamza: Der Amazonas hat einen riesigen Zwillingsfluss unter der Erde

Der Amazonas ist der längste und wasserreichste Fluss der Erde, an seiner Mündung schüttet er jede Sekunde im Schnitt mehr als 200 000 Kubikmeter Wasser in den Atlantik. Ein neu entdeckter, riesiger Strom im Untergrund könnte nun aber den Amazonas zumindest teilweise in den Schatten stellen: Der in 4000 Meter Tiefe fließende Hamza River - benannt nach Valiya Hamza, dem Vorgesetzten der Entdeckerin Elizabeth Pimentel - ist bis zu 400 Kilometer breit und ähnlich lang wie sein Pendant an der Oberfläche.
Amazonas Fluss
Wie der Amazonas transportiert der Untergrundfluss Wasser von West nach Ost in den Atlantik - allerdings geschieht dies deutlich langsamer als an der Oberfläche: Pro Sekunde sickern "nur" 3900 Kubikmeter Wasser Richtung Meer, da die Fließgeschwindigkeit laut den Berechnungen allenfalls bei 10-8 bis 10-9 Meter pro Sekunde liegt. Dennoch führt der Hamza um die Hälfte mehr Wasser als beispielsweise der Rhein kurz vor seiner Mündung. Zusammen mit dem Oberflächenabfluss verdrängt dieses Süßwasservolumen aus dem Amazonasbecken das Salzwasser des Atlantischen Ozeans mehr als 100 Kilometer weit hinaus aufs Meer.

Bug

Artenvielfalt neu bestimmt - Forscher errechnen 8,7 Millionen Spezies

Jetzt wissen wir genauer, was wir nicht wissen. Wissenschaftler konnten dank neuer Analysetechnik die Artenvielfalt auf der Erde genauer bestimmen. Die Erkenntnis: Auf der Erde leben fast acht Millionen Tierarten, doppelt so viele Pilz- wie Pflanzenarten. Vor allem aber: 86 Prozent aller Spezies sind noch unentdeckt.
Yeti-Krabbe
© APDiese erst 2005 entdeckte sogenannte Yeti-Krabbe (Kiwa hirsuta) gehört zur Familie der Springkrebse (Galatheidae).

Schätzungsweise 8,7 Millionen Arten leben auf der Erde, den Großteil davon hat der Mensch noch nie zu Gesicht bekommen. Das zeigt eine Untersuchung amerikanischer und britischer Forscher, die im Fachjournal PLoS Biology erschienen ist.

Bisherige Schätzungen zur globalen Artenvielfalt gehen weit auseinander: Experten sehen die Zahl zwischen drei und 100 Millionen. Mit einer neuen Analysetechnik sei es ihnen nun gelungen, die Spanne vorheriger Schätzungen stark einzugrenzen, schreibt das Team um Camilo Mora von der Universität Hawaii und der Dalhousie-Universität im kanadischen Halifax. Die Forscher nahmen das Wissen über Stamm und Klasse als Basis und schlossen daraus auf die Artenzahl. Dabei analysierten sie gut erforschte Stämme und folgerten daraus auf die Artenzahl von weniger bekannten.

Beaker

Bahnbrechende Erkenntnisse zur Ursache der Multiplen Sklerose

In einer der bislang umfangreichsten humangenetischen Studien haben u.a australische und neuseeländische Wissenschaftler genetische Variationen entdeckt, die für den Ausbruch der verheerenden Nervenerkrankung MS maßgeblich verantwortlich sind.

Nach jahrelanger Forschungsarbeit veröffentlichte das aus mehr als 250 Forschern aus 15 Ländern bestehende International Multiple Sclerosis Genetics Consortium (IMSGC) am 11. August 2011 seine Untersuchungsergebnisse in der renommierten Wissenschaftszeitschrift Nature. Australische Forscher der University of Melbourne und den Florey Neuroscience Institutes waren Teil des internationalen Teams. Neben den Wissenschaftlern spielten auch mehr als 1000 an MS erkrankte Australier, die DNA-Proben zur Verfügung stellten, eine große Rolle.

Telescope

Zwergplanet "2007 OR10": Astronomen finden Wassereis und Methan auf rotem Schneewittchen

Zwergplanet 2007 OR10
© NASA, grewi.de Künstlerische Darstellung des Zwergplaneten 2007 OR10.

Pasadena/ USA - Kalifornische Astronomen haben entdeckt, dass der Zwergplanet "2007 OR10", der auch als "Snow White" bezeichnet wird, von einem Panzer aus Wassereis überzogen ist, der den halben Planeten bedeckt. Zudem deuten die Beobachtungsmerkmale daraufhin, dass auch eine dünne Schicht von Methan die Oberfläche überzieht und "Schneewittchen" rot färbt.

Das Wasser, so vermuten die Astronomen um Mike Brown vom "California Institute of Technology" (Caltech) im Fachmagazin Astrophysical Journal Letters, floss vermutlich einst als dickflüssige Masse aus Wasservulkanen. Die Methanschicht ist der Überrest einer einstigen Atmosphäre, die der Planet nach und nach ins All verliert.

"Wir sehen das Bild dessen, was einst eine aktive kleine Welt mit Wasservulkanen und einer Atmosphäre war und heute gefroren, tot und mit einer zusehends schwindenden Atmosphäre ist", so Brown.

Telescope

Infrarot-Weltraumteleskop findet kälteste Sterne

Zwergstern
© NASA/JPL-CaltechKünstlerische Darstellung eines Y-Zwergsterns.

Pasadena/ USA - Mit dem Infrarot-Weltraumteleskop "WISE" (Wide-field Infrared Survey Explorer) haben Astronomen der NASA eine neue, bislang unbekannte Klasse von Sternen entdeckt. Bei den sogenannten "Y-Zwergen" handelt es sich um die kälteste Erscheinungsform von Zwergsternen, deren Temperatur sogar unterhalb der Körpertemperatur des menschlichen Körpers liegen kann.

Schon seit mehr als einem Jahrzehnt sind Wissenschaftler auf der Suche nach den bislang lediglich postulierten Zwergsternen der Y-Klasse, sind sie im sichtbaren Lichtspektrum doch fast unsichtbar. Mit dem Infrarot-Weltraumteleskop WISE haben Astronomen um Davy Kirkpatrick vom "California Institute of Technology", Michael Cushing vom "Jet Propulsion Laboratory" (JPL) und Jon Morse von der "Astrophysics Division" am Hauptquartier der NASA nun sechs Exemplare der unvorstellbar kalten Sterne sogar in relativer Sonnennähe entdeckt.

Saturn

Neue Studie bestätigt: Marsboden nicht lebensfeindlich

Phoenix-Grabungsstelle auf dem Mars
© NASAPhoenix-Grabungsstelle auf dem Mars.

Mofett Field/ USA - Eine neue Analyse von Messdaten des mobilen Marslabors Phoenix widerspricht früheren Vermutungen, dass - aufgrund darin vorhandener Oxidationsmittel - der Marsboden für Leben ungeeignet sein könnte. Vielmehr gibt es offenbar kaum Unterschiede zu irdischen Böden.

1976 untersuchte die Mars-Sonde Viking zum ersten Mal Bodenproben auf dem Mars. Die damaligen Werte deuteten aufgrund vermeintlich zu hoher Anteile an stark oxidierenden Bestandteilen daraufhin, dass die Oberfläche des Roten Planeten alles andere als eine lebensfreundliche Umgebung darstellen könnte.

Untersuchungen durch die Labor-Einheit der Phoenix-Mission bestätigten dann 2008 ebenfalls Perchlorate im Marsboden (...wir berichteten). Eine neue Analyse der Phoenix-Daten belegt nun, dass trotz des Perchlorats der Boden des Mars lebensfreundlich ist.

Saturn

Neue Einblicke in die Entstehung von ungewöhnlichen Planetensystemen

Stern / target cloud
© Ingo Thies, AlfA/UniBonnEin Stern mit der protoplanetaren Scheibe zieht Gas aus der "target cloud" ab und sammelt dieses in Form eines Rings um sich herum an.

Bonn/ Deutschland - Ungewöhnliche Planetensysteme mit schiefen oder sogar entgegen gesetzten Umlaufbahnen werden unter stürmischeren Bedingungen geboren als bislang gedacht. Zu diesem Ergebnis kommen Astrophysiker der "Universität Bonn" zusammen mit englischen Kollegen der Universitäten Sheffield und Cardiff. Die Forscher konnten zeigen, dass Planeten bei einem Treffen von zwei Sternenwolken entstehen: Offenbar geraten die Wolken, die die Sterne umgeben, dabei in einen Strudel aus Gas und Staub.

Während sich die Erde, ebenso wie die anderen Planeten in unserem Sonnensystem, im gleichen Drehsinn, wie die Sonne um sich selbst rotiert, um die Sonne dreht, hat eine Forschergruppe um den Astrophysiker Professor Dr. Pavel Kroupa von der "Universität Bonn" nun Planeten außerhalb unseres Sonnensystems untersucht, die dieser Gesetzmäßigkeit völlig widersprechen. Diese umkreisen ihre Sterne auf schiefen oder elliptischen Bahnen und bewegen sich in einigen Fällen sogar entgegengesetzt zur Eigenrotation ihrer Zentralgestirne.

Better Earth

Fossilienfund belegt: Frühes Leben auf der Erde ernährte sich von Schwefel

3,4 Milliarden Jahre alte Zellen
© David Wacey3,4 Milliarden Jahre alte Zellen.

Oxford/ England - Britische und australische Wissenschaftler glauben, in Australien die bislang ältesten Fossilien gefunden zu haben. Die Mikrofossilien zeigen demnach überzeugende Merkmale von Zellen und Bakterien, wie sie vor 3,4 Milliarden Jahren in einer damals noch nahezu sauerstofffreien Welt gelebt hatten. Ähnlich könnten auch frühe Lebensformen auf fernen Planeten aussehen.

Die Fossilien wurden im sogenannten Strelley Pool in Western Australia entdeckt und wurden hier zwischen Quarzsand des ältesten Küstenverlaufs in einigen der ältesten Sedimentgesteinsschichten auf der Erde bewahrt.

Wie das Team um Dr. David Wacey von der "University of Western Australia" und Professor Martin Brasier von der "Oxford University" im Fachmagazin Nature Geoscience berichten, war die Erde zu damaligen Zeit noch sehr heiß und von vulkanischer Aktivität dominiert:

Saturn

Erdmeteoriden könnten irdisches Leben auf Jupitermonde getragen haben

Meteoriteneinschlag
© Donald Davis, gemeinfreiKünstlerische Darstellung des Einschlags eines großen Asteroiden auf der Erde im Präkambrium (Illu.).

Mexico City/ Mexiko - Schon lange ist bekannt, dass Gesteinsbrocken, die - einst losgeschlagen aus Mond und Mars - die Erde erreichen können. Doch auch der umgekehrte Weg ist vorstellbar. Während auf diesem Weg bislang lediglich der Transport von Erdmaterial zu Mond, Venus und möglicherweise auch auf den Mars für möglich gehalten wurde, zeigt eine neue Studie mexikanischer Wissenschaftler, dass Erdmeteoriten sogar bis ins Jupitersystem vordringen können. Könnte auf diese Weise auch die Saat irdischen Lebens etwa in den Wasserozean auf Jupitermond Europa und darüber hinaus gelangt sein?

Losgeschlagen werden Mond- und Marsmeteoriden beispielsweise durch den Einschlag von Kometen oder großer Asteroiden, bei deren Kollision Auswurfmaterial so weit von den Himmelskörpern losgeschlagen wird, dass es das Schwerkraftfeld ihres Mutterkörpers (in diesem Fall Mond oder Mars) verlassen können und durchs All bis zur Erde reisen können.

Dieses Szenario vor Augen, stellen sich Forscher schon lange die Frage, wie viel Auswurfmaterial eines Asteroideneinschlags auf der Erde auf gleiche Weise auf andere Himmelskörper im Sonnensystem gelangt sein könnte.

Bacon

Nahrungszubereitung: Kochen als entscheidender Faktor für Evolutionsschub

Wann kamen die Vorfahren des Menschen erstmals auf die Idee, Speisen zu kochen? Forscher vermuten jetzt, dass schon zur Zeit des Homo erectus Essen über dem Feuer brutzelte - darauf deuten die Backenzähne der Frühmenschen hin.
Evolution des Kochens
© INFOGRAFIKWELT ONLINEEvolution des Kochens

Hamburg - Die ersten Köche der Menschheitsgeschichte bereiteten wohl schon vor 1,9 Millionen Jahren warme Speisen zu. Das schließen Forscher aus der Form der Backenzähne des Homo erectus - sie waren deutlich kleiner als bei anderen Primaten. Demnach müsste der Frühmensch bereits zum Teil weiche und zubereitete Speisen gegessen haben, anstatt nur rohe Nahrung zu sich zu nehmen.

Die Backenzahn-Größe von Homo erectus, dem Neandertaler und Homo sapiens lasse sich nicht mit der evolutionären Entwicklung des Kiefers und der Körpergröße insgesamt erklären, berichten die Forscher im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences. Die ersten menschlichen Köche gehörten demnach wohl zu den noch früher lebenden Homininen-Arten Homo rudolfensis oder Homo habilis.