Die Antwort des israelischen Kolumnisten Gideon Levy auf Hillarys Schmeicheleien: Ein echter Freund muss auch Nein sagen können.
hillary clinton
Der Wahlkampf um die US-Präsidentschaft ist in vollem Gange. Dass bei Wahlen auch Geld eine grosse Rolle spielt, wissen wir - auch in der Schweiz: spätestens, seit auch hier der Geldgeber der einen Partei es sich leisten kann, in jeden einzelnen Briefkasten des Landes eine mehrseitige Werbezeitung zu stecken. Kosten unbekannt.

Noch aber sind wir nicht so weit. In den USA aber sind die Geldgeber matchentscheidend. Wer immer eine Chance haben will, zum Präsidenten gewählt zu werden, braucht Geldgeber. Viele Geldgeber, vor allem aber auch grosse, reiche Geldgeber!

Hillarys Anbiederung - mit Blick auf mehr Geld?

Vor einer guten Woche schrieb Hillary Clinton für die US-amerikanische jüdische Wochenzeitung The Forward einen Artikel, in dem sie erklärte, wie sie sich, sollte sie zur Präsidentin gewählt werden, gegenüber Israel verhalten werde. Die Freundschaft zu Israel sei für sie nicht einfach «Politik», schrieb sie, diese Freundschaft sei ihr ganz persönliches Bekenntnis. Und so versprach sie, sollte sie gewählt werden, Benjamin Netanyahu, den Regierungschef Israels, als ersten Gast ins Weisse Haus einzuladen - schon im ersten Monat ihrer Präsidentschaft!

Doch selbst in Israel hatten nicht alle Freude ob solcher Schmeicheleien. Denn auch in Israel gibt es Leute, die die andauernden Besetzungen Palästinas und die Siedlungspolitik Netanyahus nicht mittragen und, im Gegenteil, davon überzeugt sind, dass die Politik Netanyahus Israel mehr und mehr in die Isolation und letztlich ins Verderben führt. Zu ihnen gehört Gideon Levy, einer der renommiertesten Kommentatoren der in Tel Aviv erscheinenden Tageszeitung Haaretz. Levy ist Träger mehrerer internationaler Preise und gehört zur Redaktionsleitung von Haaretz.

Nein, schrieb Gideon Levy nun in einem in Israel und in den USA vielbeachteten Kommentar, mit dieser Haltung sei Hillary Clinton keine Freundin Israels, im Gegenteil, mit dieser Haltung helfe sie mit, Israel ins Verderben zu führen. Natürlich, so vermutet Gideon Levy, habe Hillary Clinton den Liebesbrief an Israel nur des Geldes wegen geschrieben, das sie für den Wahlkampf brauche. Den Inhalt des Briefes allerdings dürfe man trotzdem nicht übersehen. Denn auch die Palästinenser beobachten genau, was die Präsidentschaftskandidaten in den USA von sich geben.

Gideon Levy über Hillary Clinton

Und so lautet der Kommentar des Haaretz-Kolumnisten Gideon Levy - ins Deutsche übersetzt - wörtlich:
«Die Wahl Hillary Clintons zur Präsidentin der USA würde den kontinuierlichen Zerfall und den Untergang Israels garantieren. Denn sie ist kein Freund Israels, sondern dessen Feind. Es darf nicht sein, dass sie sich als Freund von Israel ausgibt und sich so präsentiert, wie sie es so schmeichlerisch letzte Woche in einem Brief an (die in New York erscheinende jüdische Wochenzeitung) The Forward zu tun versuchte: 'Wie ich den unzerbrechlichen Bund mit Israel - und mit Netanyahu - bestätigen werde'.

Hillary Clinton drückte gewollt auf die Tränendrüsen, in dem sie erwähnte, wie sehr sie sich für die Aufnahme der (israelischen Hilfsorganisation) Magen David Adom in den Verband der internationalen Rot-Kreuz-Organisationen eingesetzt hatte. Aber sie und andere - falsche - Freunde Israels trugen über viele Jahre zum Fluch für dieses Land bei. Gerade ihretwegen nämlich kann Israel weiterfahren, sich so unkontrolliert, so wild zu benehmen wie es will, der Welt die lange Nase zu machen und keinen Preis dafür zu zahlen. Ihretwegen kann sich Israel ungehindert selber zerstören.


Kommentar: Hillarys Verhalten ist durchaus transparent, doch ihr und anderen "falschen Freunden" die Schuld an der Selbstzerstörung Israels zu geben, ist wohl etwas am Kernpunkt vorbei geschossen.


Ob Clinton glaubt, was sie schrieb, oder ob sie nur ein weiteres Mal ihre Seele für eine Handvoll Dollars von Haim Saban (dem reichsten Medienmogul der Welt, mit US- und israelischer Staatsbürgerschaft) und von anderen jüdischen Sponsoren verkauft: das Resultat ist extrem beschämend: Ein Liebesbrief an Israel, wie ihn kein anderer US-amerikanischer Staatsmann je einem anderen Land schreiben würde! Die Amerikaner, sagt sie, glauben, 'Israel ist mehr als ein Land, Israel ist ein Traum'. Die meisten allerdings auf dieser Welt nennen dasselbe einen Albtraum! Aber für Clinton ist es einfach ein Traum! Welcher Traum denn genau? Der Traum von tyrannischer Gewalt über ein anderes Volk? Rassismus? Nationalismus? Das Töten von Frauen und Kindern in Gaza?

Was ist mit Hillary Rodham Clinton geschehen, die in ihrer Jugend für die Menschenrechte und gegen den Vietnam-Krieg kämpfte? Und als Rechtsanwältin für die Rechte der Kinder? Hat sie nichts davon gehört, was dieser Traumstaat den palästinensischen Kindern antut? Was ist mit der glorreichen Karrierefrau geschehen, die sich bei ihrem Aufstieg immer liberal und stets die Gerechtigkeit suchend zeigte? Hat sie alles vergessen? Kann man mit Geld alles kaufen? Oder ist, wenn es um Israel geht, einfach alles plötzlich ganz anders? Hat die ehemalige amerikanische Aussenministerin nichts gehört von den israelischen Besetzungen?


Kommentar: Frau Clinton hat schon damals ihre wahre Natur offenbart, somit überraschen ihre Handlungen keineswegs:

Ekelhafte Anwältin: Hillary Clinton lachte über den Freispruch eines beschuldigten Kindervergewaltigers vor 30 Jahren


Nichts davon hat sie in ihrem Artikel erwähnt! Es ist nicht die Zeit und der Ort, Haim Saban zu verärgern. Für Clinton ist Israel eine 'blühende Demokratie' - und zur Hölle mit dem gewalttätigen und tyrannischen Regime im Hinterhof. So aber wird Clinton auch zum Feind von Friede und Gerechtigkeit. Sie geht davon aus, dass es nicht die geringste Verletzung der palästinensischen Rechte gab. Dass Israelis in Jerusalem erstochen wurden, 'entsetzt' Clinton. Palästinenser aber, die verantwortungslos erschossen wurden, haben es nicht geschafft, von ihr bemerkt zu werden. Dafür wird man sie an der Fifth Avenue (der teuersten Strasse der Welt in New York) bestimmt lieben! Religiöse Personen, die zum Töten aufrufen, können ja nur Muslime sein. Nur die israelische Sicherheit muss gewährleistet sein. Auch die Synagogen in Manhattan lieben das so. Clinton verspricht, den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu im ersten Monat ihrer Amtszeit als Präsidentin im Weissen Haus in Washington zu empfangen. Und auch, dass sie eine Delegation aus den obersten Reihen der US-Armee nach Israel schicken werde. Wozu das genau?

Für Clinton ist das nicht einfach 'Politik'. Es ist ein 'persönliches Bekenntnis zu dieser Freundschaft - und zu unserer Vision von Friede und Sicherheit'. Man könnte das natürlich - mit Verlaub: honigtriefende - Statement Clintons wegargumentieren und mit der Notwendigkeit erklären, die Spenden von jüdischer Seite (im Wahlkampf um die Präsidentschaft) zu erhöhen. Aber man kann den Inhalt (dieses Briefes) nicht einfach ignorieren. Clinton ist die führende Kandidatin für die nächste Präsidentschaft der Vereinigten Staaten von Amerika. Und ihr Bekenntnis zur andauernden Besetzungspolitik Israels und deren Finanzierung ist in den letzten Jahren ja auch bestätigt worden.

Auch die Palästinenser lesen Clintons Worte. Was werden die sich denken im Anblick dieses einseitigen Extremismus? Was können sie erwarten im Lichte solch vollständiger Hintanstellung ihres Schicksals? Die Hoffnung auf Veränderung, die sich in der Zeit von Obamas Präsidentschaft zu entwickeln begann, wird nicht weiter wachsen, wenn Clinton Präsidentin wird.


Kommentar: Eine Hoffnung auf Veränderung durch Obama? Hier muss jemand lange, sehr sehr lange geschlafen haben, um das so sehen zu können. Oder es gibt andere Gründe, dies so zu formulieren.


Die meisten amerikanischen Juden werden sie unterstützen, viele von ihnen, weil sie denken, sie sei gut für Israel. Nur, liebe Brüder, sie ist es nicht! Eine Person, die die fortschreitenden Besetzungen durch Israel unterstützt, ist wie eine Person, die für einen drogenabhängigen Verwandten weiterhin Drogen beschafft. Das ist weder fürsorgliches Verhalten noch Freundschaft, es ist Vernichtung.

Vielleicht wäre, nach all dem, ein unbedarfter Republikaner (als nächster US-Präsident) sogar vorzuziehen. Nur, wenn man sich das so überlegt, der würde dann einfach vom (jüdischen Unternehmer) Sheldon Adelson finanziert... «
Ende Kommentar von Gideon Levy.

(Übersetzung, ergänzende Infos in den Klammern und kursive Auszeichnungen von cm.)