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Die Ernährung beeinflusst die persönliche Gesundheit - das ist bekannt. Weit weniger bekannt ist, wie genau die Ernährung das macht. Natürlich helfen Vitamine und Mineralstoffe dabei, gesund zu bleiben.

Jetzt aber stellte man fest, dass die Ernährung sogar die Gene eines Menschen beeinflusst und auf diese Weise über Gesundheit oder Krankheit entscheiden kann.

Denn viele Gene lassen sich ein- und ausschalten. Während eine gesunde Ernährung bestimmte gesundheitsfördernde Gene aktivieren kann, bleiben diese mit der heute üblichen Ernährungsweise einfach ausgeschaltet (Methusalem-Komplex: Alt werden - Gene oder ein gesundes Leben? (Video)).

Gene entscheiden über Gesundheit oder Krankheit

Gene sind Teile der DNA oder anders ausgedrückt: Die DNA besteht aus vielen aneinander gereihten Genen. Gene bestimmen nicht nur unser Geschlecht, unser Aussehen und unsere Körpergrösse. Gene bestimmen unser tägliches Leben. Sie enthalten alle Informationen für sämtliche Stoffe, auf die der Körper tagtäglich angewiesen ist und die tagtäglich in ihm produziert werden.

Gene kümmern sich darum, dass immer wieder neue Zellen entstehen, dass Wunden heilen, Haare wachsen, sich Muskeln bilden und genügend Hormone, Enzyme oder Antikörper gebildet werden. Gene sind die Gebrauchsanweisung des jeweiligen Menschen. In ihnen steht, wie der jeweilige Mensch funktioniert.

Der Inhalt dieser Gebrauchsanweisung bzw. der Gene ist unveränderlich. Darin werden alle Funktionen erklärt, die im Menschen schlummern - solche die aktiv sind, aber auch solche, die inaktiv sind.

Nun könnten aber die inaktiven Gene aktiviert werden, beispielsweise, damit das Immunsystem neuen Herausforderungen besser gewachsen ist oder damit sich der Körper besser gegen Infekte wehren kann. Zu diesem Zweck können die inaktiven Gene eingeschaltet werden - und zwar von äusseren Einflüssen, wie z. B. von der Ernährung.

Wie funktioniert das? Wie genau kann die Ernährungsweise eines Menschen die Gene beeinflussen? Die Ernährung nimmt dabei einen kleinen Umweg, nämlich über die Darmflora (Ernährung: Über 70-Jährige sieht aus wie 40 (Video)).

Darmflora kommuniziert mit den Zellen des Menschen

Seit einiger Zeit weiss man, dass die Ernährung die Zusammensetzung der Bakterienflora im Körper beeinflusst. Dabei geht es nicht nur um die Bakterien im Darm (Darmflora), sondern auch um die Bakterien in der Scheide (Scheidenflora), die Bakterien im Mund - und Rachenraum (Mundflora) und die Bakterien, die auf der Haut leben (Hautflora). Wie genau alle diese Bakterien ihren Menschen jedoch beeinflussen, wird noch lange nicht geklärt sein.

Wissenschaftler der University of Wisconsin sind hier nun einen Schritt weiter gekommen. Sie stellten fest, dass die Bakterien mit ihrem Menschen über bestimmte Botenstoffe kommunizieren - so die Forscher im November 2016 im Fachmagazin Molecular Cell. Diese Botenstoffe wiederum wirken auf die Histone im Zellkern ein. Histone sind jene Stoffe, die die Gene ein- und ausschalten können. (Die Gesamtheit der Histone und ähnlicher Stoffe wird Epigenom genannt)

Histone können die Transkription beeinflussen. Damit ist Umsetzung der Information gemeint, die in einem Gen gespeichert ist. Wenn also ein Gen beispielsweise die Information für die Bildung eines bestimmten Proteins enthält, dann können Histone diese Proteinbildung beeinflussen.

Das bedeutet: Die Bakterienflora eines Menschen kann über den Einfluss auf die Histone die Gene des Menschen und somit seinen Gesundheitszustand beeinflussen (Krebs ist eine vom Menschen gemachte Krankheit).

Wie die Ernährung die Gene beeinflusst

Die genaue Abfolge der gegenseitigen Beeinflussung sieht zusammengefasst so aus:
  1. Ernährung steuert Darmflora
  2. Darmflora bildet Botenstoffe
  3. Botenstoffe beeinflussen Histone
  4. Histone aktivieren Gene
  5. Gene entscheiden über Gesundheit oder Krankheit des Menschen
Auch weiss man bereits, dass dieser Einfluss nicht nur die Gene in unmittelbarer Nähe der jeweiligen Flora betrifft. Die Darmflora kann also nicht nur die Transkription im Darm beeinflussen, sondern auch in ganz anderen Körperbereichen, beispielsweise in der Leber und im Fettgewebe.
Das ist die erste Studie von - wie wir hoffen - vielen weiteren erkenntnisreichen Studien, die uns helfen werden, den Zusammenhang zwischen der Darmflora und ihrem Einfluss auf die Gesundheit des Menschen zu klären“
sagt Dr. John Denu, Professor für biomolekulare Chemie an der University of Wisconsin, Madison, einer der leitenden Studienautoren (Die Wahnsinns-Lebensmittel).

Ernährung steuert über die Darmflora die Gene

Interessant war nun, inwiefern die Ernährung hier eine Rolle spielte. Wenn man eine ausgewogene Ernährung (früchte- und gemüse- sowie ballaststoffreich) mit einer typisch westlichen, also „normalen“ Ernährungsweise (ballaststoffarm und fett- sowie zuckerreich) verglich, zeigte sich nichts Neues.

Die Darmflora der normal ernährten Probanden unterschied sich massiv von jener der westlich essenden Teilnehmer, so Dr. Federico Rey, Assistenzprofessor für Bakteriologie. Eine ballaststoffreiche Ernährung stellt der Darmflora viel mehr Nährstoffe zur Verfügung, so dass auch eine sehr viel gesündere Darmflora entstehen kann. Es bilden sich nicht nur mehr Darmbakterien, sondern es entwickelt sich auch eine viel grössere Vielfalt an Bakterienstämmen, also sehr viel mehr unterschiedliche Bakterienstämme.

Folglich entwickeln sich bei einer gesunden pflanzenbasierten Ernährung auch verstärkt jene Botenstoffe, die - wie oben erklärt - auf die Histone einwirken können. Bei einem westlichen Ernährungsstil war das nicht der Fall. Hier wurden deutlich weniger dieser Botenstoffe produziert (Blaue Zonen: In diesen Dörfern leben die meisten 100-Jährigen - das sind ihre Geheimnisse).



Die Botenstoffe der Darmflora: kurzkettige Fettsäuren
Diese Stoffe - die kurzkettigen Fettsäuren (z. B. Buttersäure und Propionsäure), die bei Anwesenheit von Ballaststoffen von der Darmflora gebildet werden - sind, wie wir jetzt wissen, für den beschriebenen Einfluss auf die Gene im Gewebe extrem wichtig,“ sagte Denu.
Gab man nämlich Probanden ohne Darmflora kurzkettige Fettsäuren als Nahrungsergänzung, dann kam es hier zu genau jenen positiven genetischen Veränderungen wie bei den Probanden, die sich gesund ernährten.

Inzwischen ist in diesem Zusammenhang längst bekannt, dass Menschen mit Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Darmflora besitzen, die sehr viel weniger kurzkettige Fettsäuren bildet als gesunde Menschen. Das ist umso ungünstiger, weil kurzkettige Fettsäuren zusätzlich einen entzündungshemmenden Effekt haben - und gerade Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den chronisch entzündlichen Erkrankungen gehören.

Auch Polyphenole beeinflussen die Gene

Nichtsdestotrotz solle man jetzt nicht etwa kurzkettige Fettsäuren als Nahrungsergänzung einnehmen - so die Forscher. Viel besser sei es, verstärkt Früchte und Gemüse zu essen. Denn diese enthalten sehr viel mehr als Ballaststoffe (aus denen die Darmflora kurzkettige Fettsäuren herstellen kann). Auch Polyphenole sind in einer gesunden gemüse- und früchtereichen Ernährung enthalten. Diese werden ebenfalls im Darm verstoffwechselt und können dort auf positive Weise das Chromatin (Bestandteil der DNA) beeinflussen.

Die Erkenntnisse über die Wirkungen der kurzkettigen Fettsäuren sind also erst die Spitze eines Eisberges, den es im Bereich der Ernährung und wie diese die Gene des Menschen beeinflussen kann, noch zu erforschen gilt (Geheimnis Telomerverlängerung: So lässt sich das Leben verlängern (Video)).

Aktivieren Sie Ihre Gene mit gesunder Ernährung

Tatsache ist jedoch, dass eine gesunde pflanzenbasierte Ernährung aus viel Obst und Gemüse die Darmflora so beeinflusst, dass diese bestimmte Fettsäuren produzieren kann, die nun zu genetischen Veränderungen führen.


Diese Veränderungen wiederum können dem Menschen helfen, sich besser an die aktuellen Umweltbedingungen anzupassen und gesund zu bleiben.

Und so liegt uns nun ein weiteres Puzzleteilchen vor, das beweist, wie intelligent es ist, sich mit einer gesunden Ernährungsweise zu beschäftigen und sich von einer früchte- und gemüsereichen Kost zu ernähren.


Verweise: Quellen: PublicDomain/zentrum-der-gesundheit.de am 06.12.2016