Die humanitäre Notlage im Jemen spitzt sich weiter zu. Hilfsorganisationen warnen vor einer Katastrophe "biblischen Ausmaßes". Diese drohe spätestens, sollte Saudi-Arabien seine Pläne verwirklichen, mithilfe der USA die Hafenstadt Hudaida zu erobern.
Jamila Ali Abdu Jemen
© ReutersDie siebenjährige Jamila Ali Abdu in einem Krankenhaus in Hudaida - sie starb vor Tagen an den Folgen ihrer Unterernährung.
Aufgrund des von Saudi-Arabien geführten Krieges sind nach UN-Angaben mittlerweile über 60 Prozent der 27 Millionen Jemeniten auf humanitäre Hilfslieferungen angewiesen. Nach seiner Rückkehr aus dem arabischen Land zeichnet der Vorsitzende des Norwegischen Flüchtlingsrates ein verheerendes Bild der Lage.
"Nirgendwo auf der Welt sind so viele Menschenleben in Gefahr", sagte Jan Egeland laut einer am Mittwoch veröffentlichen Mitteilung.

Jemen war bereits vor dem Krieg ein Armenhaus


Die Einfuhr von Lebensmitteln sei auf den niedrigsten jemals gemessenen Stand gefallen. Schon vor Kriegsbeginn war das Land, das als das Armenhaus Arabiens gilt, zwingend auf Lebensmittelimporte angewiesen.
Die Welt lässt sieben Millionen Männer, Frauen und Kinder langsam, aber sicher in einer beispiellosen Hungersnot versinken.
Es drohe eine Hungersnot "biblischen Ausmaßes", warnt Egeland. So konnten im April nur drei jener sieben Millionen Einwohner mit Lebensmitteln versorgt werden, die in besonders drastischem Ausmaß Hunger leiden.

Spezielle Sorge bereitet dem Norweger, dass der Bevölkerung nun auch die letzte humanitäre Lebensader abgeschnitten werden könnte. Denn über den Hafen von Hudaida am Roten Meer gelangen 90 Prozent der importierten Nahrungsmittel ins Land.
Die vom Westen unterstützte, saudisch geführte Koalition hat damit gedroht, den Hafen zu zerstören", sagte Egeland, der sich von der Situation im Jemen "bis auf die Knochen geschockt" zeigte.
Die saudische Luftwaffe hat in den vergangenen Tagen Flugblätter über der Hafenstadt abgeworfen, in der die Einwohner vor einer anstehenden Offensive gewarnt werden. Die Drohung zeigt bereits erste Auswirkungen: Angesichts der wachsenden Besorgnis über eine neue Offensive habe das Unternehmen, mit dem die Hilfsorganisation zusammenarbeite, seine Lieferungen über den Hafen einfach eingestellt, erklärte Trevor Keck, Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz.

Teile des Hafens sind bereits zerstört

Aufgrund der unsicheren Lage sei die Versorgung über den Hafen bereits seit Februar erheblich eingeschränkt. Ungeachtet aller Forderungen von Hilfsorganisationen hat die vom saudischen Königshaus geführte Kriegskoalition den Hafen bereits mehrmals bombardiert und dabei wichtige Infrastruktur zerstört.

Abgeordnete des US-Kongresses forderten indes US-Verteidigungsminister Jim Mattis bereits dazu auf, seine Unterstützung für eine auf die Eroberung des Hafens abzielende Offensive zu überdenken, wie die Washington Post am Dienstag berichtete. Ein Mitarbeiter des Pentagon hatte zuvor erklärt, die Operation könne "sauber" verlaufen und nur "vier bis sechs Wochen" andauern.


Kommentar: Nichts was die westliche Terror-Koalition jemals tun wird ist "sauber"!


Saudis beteuern "hohe Priorität" des Schutzes von Zivilisten

Ähnlich zynisch äußerte sich der saudische Jemen-Botschafter Mohammed bin Saeed Al Jaber nach einem Treffen mit Vertretern einer US-Denkfabrik in Washington. Ziel des saudischen Königshauses sei es, "den Jemeniten und der Region Sicherheit und Stabilität" zu verschaffen, zitierte die saudische Nachrichtenagentur SPA am Donnerstag den Botschafter.


Kommentar: Zynischer und ekelhafter geht es kaum.


Der Krieg im Jemen sei "keine Option, sondern eine Notwendigkeit", um die angebliche iranische Intervention im Jemen zu beenden. Der Schutz von Zivilisten habe dabei "hohe Priorität", so Jaber. Menschenrechtorganisationen werfen der saudischen Kriegskoalition hingegen vor, gezielt zivile Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser und Moscheen zu bombardieren.