Auf der der Erde zugewandten Sonnenseite sind alle Sonnenflecken verschwunden, melden Forscher des Moskauer Lebedew-Physikinstituts auf Grundlage aktueller Bilder. Die Folgen für unser Leben auf der Erde könnten dramatisch sein.
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Stimmt da irgendetwas nicht mit unserer Sonne? Im September meldete die Nasa die stärkste Sonneneruption der letzten zwölf Jahre. Diese lässt die Wissenschaftler nun überraschend befürchten, dass die Sonne bald in eine Phase eines sogenannten solaren Minimums übertritt, d.h. die Sonnenaktivitäten werden spürbar schwächer.

2016 bereits hatten US-Forscher nach Beobachtungen verschiedener sonnenähnlicher Sterne mit dem Kepler-Raumteleskop der Nasa bereits davon gesprochen, dass die Sonne bald in eine neue Phase ihrer magnetischen Evolution eintrete. Diese Schlussfolgerung erlaubten die ersten echten Belege dafür, dass die elfjährigen ringförmigen Sonnenflecken völlig zu verschwinden drohen. Das wiederum bedeute, so die Wissenschaftler, dass die Sonne weniger Sonnenflecken haben werde als noch in der ersten Hälfte ihres rund zehn Milliarden langen Lebens als ein brennender Wasserstoff-Stern.

Ursprünglich gingen die Forscher davon aus, dass sich dieser Prozess langsam vollziehen würde. Den neuesten Angaben des Moskauer Lebedew-Physikinstituts zufolge allerdings ist das bereits geschehen: Die komplexen Sonnenflecken und die damit verbundenen Sonneneruptionen seien bereits vollständig von der Sonnenoberfläche verschwunden.

"Auf Grundlage des Bildes, das wir nun vor uns sehen, bewegt sich die Sonne zwangsläufig in Richtung eines erneuten Minimums", heißt es in einem offiziellen Kommentar der Wissenschaftler. "Dies wird Ende 2018 bis Mitte 2019 erreicht werden."

Aber dies gilt erst als erster Schritt einer langwierigen Entwicklung: Die Moskauer Forscher gehen davon aus, dass auch das heiße Plasma zurückgehen wird und die Sonnenstrahlung damit auch schwächer wird, bis sie eines Tages ebenfalls verschwunden sein wird.

"Am Ende wird die solare magnetische Energie an ihrem Minimum fast vollständig aufgebraucht sein", so die Wissenschaftler weiter. "In einer solchen Form kann der Stern dann einige Monate bis zu einem Jahr existieren. Dann werden neue Ströme des magnetischen Feldes aus den Tiefen des Sonneninneren auftauchen, die wiederum die ersten Flecken entstehen lassen. Das fliegende Rad des Sonnenkreises startet damit eine neue elf Jahre andauernde Revolution." Die gegenwärtig hier und da noch entstehenden kleinen Flecken und leichte Eruptionen seien dabei vor alles als ein letztes Aufbäumen vor dem Ende anzusehen. In den nächsten zwei bis drei Monaten sollen die Sonnenflecken dann jedoch vollständig verschwinden.

Die Konsequenzen für unser Leben auf der Erde könnten durchaus bedeutend sein, meinen die Forscher: Kälte, Eis und mehr Schnee als üblich seien zu erwarten. Der Sonnenzirkel bewirke einfach, dass etwa aller 50 Jahre keine Sonnenflecken auf der Sonnenoberfläche seien, erklären die Wissenschaftler.

Eine solche sogenannte "Kleine Eiszeit" war zunächst im 17. und 18. Jahrhundert beobachtet worden. Diese brachte Europa und Nordamerika damals besonders kalte Winter. Mitte des 17. Jahrhunderts zerstörten wachsende Gletscher gar mehrere Bauernhöfe und Dörfer in den Schweizer Alpen. In Großbritannien und den Niederlanden froren Flüsse und Kanäle vollständig zu und auch die US-Siedler beklagten sich über außergewöhnlich harte Wintermonate.