Die Wissenschaft des Geistes
Mein Mann Steve und ich hatten einen dieser Tage. An jenem Morgen haben wir verschlafen. Charlie konnte seinen Rucksack nicht finden und Ellen musste sich aus dem Bett quälen, da sie lange wach geblieben war, um zu lernen. Auf Arbeit hatte ich dann fünf Besprechungen direkt hintereinander und Steve, ein Kinderarzt, hatte mit der Erkältungs- und Grippesaison zu kämpfen. Um die Zeit des Abendessens waren wir praktisch den Tränen nahe.
Steve öffnete den Kühlschrank und seufzte. "Wir haben keine Lebensmittel. Nicht einmal Aufschnitt." Ich fauchte zurück: "Ich tue mein Bestes. Du kannst auch einkaufen gehen!" "Ich weiß", erwiderte er mit gemäßigter Stimme. "Ich tue es jede Woche. Was ist los?"
Ich wusste genau, was los war: Ich hatte seinen Kommentar zu einer Geschichte umgewandelt: dass ich eine unorganisierte, unzuverlässige Partnerin und Mutter sei. Ich entschuldigte mich und begann meinen nächsten Satz mit der Phrase, die zur großen Hilfe in meiner Ehe, der Kindererziehung und im Berufsleben geworden war: "Die Geschichte, die ich erfinde ist die, dass du mir die Schuld dafür gibst, dass keine Lebensmittel da sind - dass ich es vermasselt habe."
Steve sagte: "Nein, ich wollte gestern einkaufen gehen, aber ich hatte keine Zeit. Ich gebe dir keine Schuld. Ich bin hungrig."
Seit Jahrzehnten fragen sich Neurowissenschaftler, wie das Gehirn immer wieder neue Aufgaben erlernen kann, ohne im Laufe des Lebens ständig wachsen zu müssen. Es gibt Hinweise, dass die Anzahl der Hirnzellen - zum Beispiel der Nervenzellen und Gliazellen - anfänglich zunimmt, wenn wir lernen, aber viele später verworfen oder anderen Rollen zugeordnet werden. Wissenschaftler aus Deutschland und Schweden stellen diese Theorie in der Fachzeitschrift Trends in Cognitive Sciences vor.
"Das Volumen des Gehirns nimmt in den ersten Phasen des Lernens zu, und normalisiert sich dann teilweise oder sogar vollständig", sagt Erstautorin Elisabeth Wenger, Neurowissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. "Es scheint effizient zu sein, erst die Möglichkeiten auszukundschaften, verschiedene Strukturen und Zelltypen auszuprobieren, die besten auszuwählen und dann die loszuwerden, die nicht mehr benötigt werden."
Sie beschreibt Hirnzellen metaphorisch als Schauspieler, die sich an einem Casting für einen Film beteiligen, dessen Regisseur das Gehirn ist: Das Gehirn lädt verschiedene Kandidaten ein, indem es neue Zellen produziert, und dies verursacht sein makroskopisch erkennbares Volumenwachstum. Das Gehirn probiert dann verschiedene Funktionen aus - um zu erkennen, welche Zellen die Information am besten speichern oder weitergeben können; diese werden dann behalten. Die anderen Kandidaten werden dann abgewiesen oder es werden ihnen andere Rollen gegeben.

Eine Maschine spuckt gelbe und blaue Bälle aus. Die Babys starrten länger auf den linken Korb, der – unwahrscheinlicherweise – mehr gelbe Bälle enthielt.
75 Kleinkinder zwischen sechs und 18 Monaten bekamen dabei animierte Filme zu sehen, in denen eine Art Lottomaschine farbige Bälle in verschiedenen Häufigkeiten ausspuckte. Der Haken? Da es viel mehr blaue als gelbe Bälle gab, war es 625-mal unwahrscheinlicher, dass die Maschine einen gelben Ball von sich gab. Ein Behälter voll von Gelben war demnach quasi unmöglich.
Als ein solcher Behälter trotzdem in einem Video simuliert wurde, konnten die Forscher anhand er sogenannten Eyetracking-Methode beobachten, wie die Babys diesen Korb besonders lange anstarrten - ein Indiz für Skepsis.
"Wir haben drei Molekülsätze entdeckt, die die Gehirne von Patienten mit chronischer Müdigkeit und dem Golfkriegssyndrom stabil reproduzieren. Diese Nachricht wird sicherlich alle erfreuen, die diese Syndrome aufweisen. Denn sie müssen sich oft anhören, ihr Leiden sei rein psychisch bedingt", sagt Dr. James Baraniuk von der Georgetown University in den USA.
Am Golfkriegssyndrom leiden laut dem Blatt rund ein Viertel aller US-Soldaten, die im ersten Irakkrieg, bei der Operation "Desert Storm", eingesetzt waren. Nach ihrer Rückkehr sollen sie über ständige Müdigkeitsattacken, Muskelkrämpfe, Bewusstseinstrübungen, Juckreiz und Durchfall geklagt haben. Doch körperliche Ursachen dieser Symptome konnten lange Zeit nicht gefunden werden.
HSAM ist eine extrem seltene Erkrankung, die es einer Person ermöglicht, sich an präzise Details ihres ganzen oder zumindest des größten Teil ihres Lebens zu erinnern. Bei Rebecca Sharrock aus dem australischen Brisbane ist es anders, sie kann sich noch an jeden einzelnen Tag ihres Lebens erinnern, seit sie ein Neugeborenes war. Sie hat noch alle je erlebte Träume, Emotionen oder Gedanken in ihrem Gedächtnis abgespeichert und kann Schmerzen wiedererleben oder Speisen erneut schmecken.
Rebecca schildert auf Unilad, dass die Gedankengänge eines Kleinkindes im Grunde genauso wie bei Erwachsenen sind, nur dass sie auf die Sprache als Werkzeug verzichten müssen. Die Hauptunterschiede in ihrem Denken als kleines Kind seien, dass sie viel neugieriger und aufmerksamer gewesen war als heute. Sie erinnert sich, dass ihr allererster Gedanke als Säugling die Erkenntnis war, dass ihr lautstarkes Weinen zur Folge hatte, dass ihre Mutter ihr etwas zu Essen brachte. Zuvor schrie sie nur wenn sie sich unwohl fühlte oder eine innere Unruhe spürte, doch das änderte sich schnell, als sie merkte, dass sie dadurch auch etwas zu Essen bekommen konnte.
Wie das internationale Team aus Wissenschaftlern um Dr. Susanne Shultz von der University of Manchester aktuell im Fachjournal Nature Ecology & Evolution (DOI: 10.1038/s41559-017-0336-y) berichtet, handele es bei dem Ergebnis der Untersuchungen um die erste umfangreiche Datenerfassung zu Hirngröße und dem sozialen Verhalten von Walen.
Hierzu haben die Forscher Informationen zu 90 unterschiedlichen Arten von Walen, Delfinen und Schweinswalen zusammengetragen und können nun anschaulich aufzeigen, dass die Tiere hochentwickelte soziale und gemeinschaftliche Verhaltensweisen entwickelt haben, wie sie vielfach auch die Grundlagen der menschlichen Kultur ausmachen. Die Studie zeigt zudem, dass diese sozialen und kulturellen Eigenschaften mit der Größe und Ausdehnung des Gehirns (der sog. Encephalisation) einhergehen.
Die Liste an Verhaltensähnlichkeiten zwischen Walen, Menschen und anderen Primaten ist demnach lang:
Der von mir sehr verehrte William Stern hat es einmal so formuliert: "Begabung ist kein Verdienst, sondern eine Verpflichtung." Mit dem Können geht seiner Ansicht nach also eine Verantwortung einher; aber wer sind diejenigen, die bereit sind, diese zu übernehmen?
Vor einiger Zeit brachte mich ein wissenschaftlicher Artikel um den Schlaf, und obwohl ich am nächsten Tag wirklich früh raus musste, konnte ich ihn nicht aus der Hand legen. Das ist mir schon lange nicht passiert, und deshalb wollte ich dies mit Ihnen teilen. Robert J. Sternberg, der Autor des Beitrags, stellte sich nämlich die Frage, ob der IQ überhaupt noch ein hinreichendes Kriterium dafür ist, damit wir von einer Hochbegabung sprechen können. Auf den ersten Blick mag man das für ziemlich unsinnig halten. Wir haben mit den zahlreichen vorhandenen IQ-Tests objektive und präzise Messinstrumente, die Schulnoten, Bildungsabschlüsse, sozioökonomischen Status, Einkommen und sogar die Lebenserwartung gut vorhersagen - alles Dinge also, die man nach konventionellen Kriterien durchaus als "Erfolg im Leben" verbuchen könnte.
Kommentar:
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Im Fachmagazin Annalen der Physik - in dem auch Einsteins Spezielle Relativitätstheorie veröffentlicht wurde -schreiben Dmitry Podolsky von der Harvard Universität und Robert Lanza, dass der sogenannte Zeitpfeil - und die Zeit selbst - abhängig vom Beobachter sei. Wenn es keine Lebewesen gäbe, die den Verlauf von Zeit Wahrnehmen würden, dann wäre Zeit nonexistent. Das Konzept der Zeit sei daran gebunden und davon abhängig, wahrgenommen zu werden.

Angst ist ein wichtiger Schutzmechanismus des Körpers, wenn die Reaktion angemessen ist. Wenn sie aber unkontrolliert erfolgt und Betroffene länger solch extremen Stressreaktionen ausgesetzt sind, kann dies Auswirkungen auf das Immunsystem haben.
Es gibt viele Menschen, die unter Angststörungen leiden. Diese stellen für die Betroffenen nicht nur eine starke Belastung im Alltag dar, sondern können auch Folgen für den Körper haben. So wirkt sich Angst unter anderem auf unser Immunsystem aus.
Körperliche Auswirkungen
Laut Fachleuten leiden fast zehn Prozent der Menschen weltweit an Depressionen und Angstzuständen. Angsterkrankungen gehören hierzulande zu den häufigsten psychiatrischen Störungen. Sie manifestieren sich meist in übermäßiger Sorge, Furcht und einer Tendenz, potenziell belastende Situationen - einschließlich sozialer Kontakte - zu vermeiden. Angst kann aber auch Auswirkungen auf das Immunsystem haben.
Kommentar:
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Frühkindliche Traumatisierung verfolgen die Betroffene bis ins Erwachsenenalter.
Können sich schwere Traumata in der Kindheit- wie sexueller Missbrauch oder Gewalt auch auf die folgenden Generationen übertragen? Die Theorie der transgenerativen Übertragung besteht schon seit längerem. Ein Team der Charité in Berlin will dieser Frage nun nachgehen.
Übertragen sich Kindheitstraumata, wie beispielsweise frühe Gewalt- und Missbrauchserfahrungen, auf folgende Generationen? Lassen sich die Spätfolgen von Kindheitstraumata in darauffolgenden Schwangerschaften nachweisen? Und haben Kinder von Müttern, die solche Erfahrungen gemacht haben, aufgrund dieser veränderten pränatalen Bedingungen ein erhöhtes Krankheitsrisiko? Diesen Fragen gehen Forscher um Prof. Dr. Claudia Buß an der Charité - Universitätsmedizin Berlin in den kommenden fünf Jahren nach. Mit 1,48 Millionen Euro fördert der Europäische Forschungsrat die geplanten Untersuchungen. Die Arbeiten beginnen in diesem Monat und erste Frauen werden in die Studien aufgenommen.
Kommentar:
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