Fluten
Görlitz/Dresden - Nach dem Hochwasser warnt der Deutsche Wetterdienst erneut vor Dauerregen und ansteigenden Flüssen in Ostsachsen. Allein in Görlitz seien seit Montagmittag 44 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, wie ein DWD-Sprecher am Dienstag mitteilte. Bis zum Abend könnten bis zu 70 Liter hinzukommen. Es gilt eine Unwetterwarnung für den Landkreis Görlitz. Laut DWD besteht die Gefahr, dass Flüsse und Bäche über die Ufer treten und Straßen überschwemmt werden. Erst am Mittwoch soll der Regen nachlassen.
Auch im sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie ist man besorgt. "Das Wasser in den Flüssen wird wieder schnell ansteigen", sagte Behördensprecher Uwe Höhne der Nachrichtenagentur dpa. Die Hydrologen gehen davon aus, dass in der Nacht zum Mittwoch die höchste Hochwasseralarmstufe vier für die Lausitzer Neiße in Görlitz ausgerufen werden muss. Auch Spree, Schwarze Elster und Elbe seien gefährdet. "Die Lage ist prekär", sagte Höhne. Wer an Flüssen oder Bächen wohne, sollte besonders wachsam sein.

Ein Reisfeld? Nein, eigentlich sollte hier Wintergerste wachsen. Agrarministerin Ilse Aigner besucht mit ihrem sächsischen Amtskollegen Frank Kupfer (r.) einen Landwirt in Sachsen. Auch in Bayern sahen die Felder vielerorts so aus.
Landwirte leiden unter Wetterkapriolen
Heute am Johannitag endet traditionell die Spargelsaison: Doch den Bauern in Schrobenhausen hat das Hochwasser die Laune verdorben. Auch andernorts hadern Landwirte mit überfluteten Feldern und verfaultem Getreide. Der Schaden ist gigantisch. Der Bauernpräsident fordert 500 Euro Soforthilfe - pro Hektar.
Schrobenhausen - Es ist ein trauriges Jubiläumsjahr: In Schrobenhausen haben sie heuer die 100. Saison im Anbaugebiet gefeiert, aber so recht glücklich sind die Bauern im Spargel-Land nicht. Das Hochwasser und das schlechte Wetter haben ihnen die Ernte vermiest. Ertragseinbußen von 25 bis 50 Prozent sind keine Seltenheit. „Wir konnten bei weitem nicht das ernten, was wir in den letzten Jahren hatten“, sagt Spargelbauer Alexander Kornreiter aus Schrobenhausen. Auch auf seinen Feldern stand das Wasser. „Der Mai war ebenfalls furchtbar.“ Heute am Johannitag geht die Spargelsaison traditionell zu Ende. Die Kornreiters haben auf ihrem Leinfelderhof schon vor ein paar Tagen mit dem Stechen aufgehört. An das Jubiläumsspargeljahr werden sie noch lange zurückdenken - 2013, das Seuchenjahr, das Horrorjahr.
Bei Überschwemmungen nach heftigen Regenfällen sind in der Region Calgary in Kanada mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Drei Leichen seien bei High River südlich von Calgary geborgen worden, nachdem ein Fluss über die Ufer getreten sei, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender CBC am Freitag (Ortszeit) unter Berufung auf die Polizei. Ein Mensch werde vermisst.
In Calgary wurden 100.000 Menschen aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen und sich vor dem Hochwasser in Sicherheit zu bringen. "Das Zentrum ist praktisch leer", sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. "Die Polizei lässt niemanden mehr passieren." Auch einige Kleinstädte in der Umgebung wurden wegen der Fluten evakuiert.
Starke Regenfälle drohten die Situation weiter zu verschärfen. Bereits am Freitag blieben Schulen und Geschäfte geschlossen, der Strom in mehreren Vierteln wurde abgestellt. Das Militär entsandte mehr als tausend Soldaten, um gegen das Hochwasser anzukämpfen.
Nach am Freitagvormittag waren Feuerwehr und Technisches Hilfswerk mit dem Abpumpen der Wassermassen beschäftigt, die sich im Laufe des Gewitters in die in einer Senke gelegene Klinik ergossen hatten. Weil neben der Notfallaufnahme auch die Technik-Zentrale des katholischen Krankenhauses überflutet war und als Folge im Neubau-Trakt des die reguläre Stromversorgung zusammenbrach, mussten noch während des Unwetters die OP-Säle, die Intensivstation und der Kreißsaal gesperrt beziehungsweise evakuiert werden.
„Ein Dankeschön geht an das Universitätsklinikum, das uns drei intensivpflichtige Patienten abgenommen und uns auch in puncto Geburtshilfe unterstützt hat“, sagte Chefarzt Dr. Jörg Raumanns, der Ärztliche Direktor im St. Elisabeth. Acht Intensiv-Bettplätze seien in Windeseile in einem Containerbau eingerichtet worden, der ab 1. Juli eine geriatrische Station aufnehmen soll. „Das war Glück im Unglück“, so Raumanns. Letztlich habe die ärztliche Betreuung der Patienten auch nicht gelitten. „Unser Bettenhaus war von Hochwasser und Stromausfall nicht betroffen.“ Wohl aber die Küche. „Die ist hinüber. Wir werden in den nächsten Tagen vom Catering des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara in Halle/Salle mit verpflegt“, sagte Raumanns.

Nach schweren Regenfällen ist Canmores Cougar Creek von Schlamm und Trümmern überspült.
Die Rettungsarbeiten laufen auf Hochtouren, nachdem heftige Regenfälle zahlreiche Überschwemmungen und Erdrutsche ausgelöst hatten. Doch der andauernde Monsunregen erschwerte die Hilfe. Im Norden Indiens sitzen noch immer mehr als 50.000 Pilger und Touristen fest. Indische Rettungskräfte konnten nach eigenen Angaben bereits Tausende gestrandete Touristen und Pilger in Sicherheit bringen.
Ganze Dörfer weggespült
Fast 10.000 Soldaten sind im Einsatz, um in Dörfer und Städte zu gelangen, die durch Überschwemmungen und Erdrutsche abgeschnitten sind. Sie sollen unter anderem Medikamente bringen und technische Hilfe leisten. Fernsehbilder zeigen eingestürzte Brücken sowie zerstörte Wohnhäuser und Hotels. Die Fluten haben zentrale Straßen beschädigt, in einigen Regionen fiel der Strom aus.
Durch seit über zwei Tage andauernde Regenfälle sind mehrere Flüsse im Norden Indiens über die Ufer getreten und verschiedene Gebiete unter anderem des Bundesstaates Haryana überflutet worden. Der so genannte indischen Monsun verursacht regelmäßig schwere Überschwemmungen im Land und fordert jährlich viele Menschenleben.
Weiter südlich im Salzlandkreis wurde den Wassermassen schon mit explosiver Ladung zu Leibe gerückt. Am Vormittag sprengten Einsatzkräfte bei Breitenhagen den Saaledeich, um das Hochwasser aus den dort überfluteten Gebieten schneller zurück in den Fluss zu leiten.
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) besuchte am Samstag nur wenige Kilometer entfernt in Barby und Nienburg vom Hochwasser betroffene Agrarbetriebe. Sie sei sich mit Ministerpräsident Reiner Haseloff und Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens (beide CDU) einig darüber gewesen, dass die aktuelle Flutkatastrophe größere Schäden als das Hochwasser 2002 bei den Landwirten angerichtet habe, sagte ein Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums.
Stendal/Magdeburg - Nach dem Deichbruch an der Elbe bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt ergießen sich die Wassermassen weiter ins Hinterland. Die Bundeswehr wollte am Dienstag nach Angaben des Krisenstabs der Landesregierung erneut versuchen, die Bruchstelle zu schließen.
Die Arbeiten daran waren gegen Mitternacht abgebrochen worden. Nun sollten aus Hubschraubern wieder große Sandpakete abgeworfen werden. Damit soll zumindest eine Reduzierung der einfließenden Wassermenge erreicht werden. Das Wasser hat die Bundesstraße 107 zwischen Jerichow und Fischbeck überflutet. Inzwischen nähert es sich dem Stadtgebiet von Jerichow.
Wegen des Hochwassers wurde der Auto- und Eisenbahnverkehr in Kantonen Freiburg und Waadt eingestellt. In den vom Unwetter meist betroffenen Regionen forderten die Behörden dringende Evakuierung der Bevölkerung. Die Angaben über Opfer und Verletzte liegen noch nicht vor.