Alles in allem ist es für Selenskij und seine US-Paten die politisch bequemste Option, Saluschny die Schuld für den Abschuss der Il-76 zu geben. Es bleibt aber abzuwarten, warum die von den USA unterstützte ukrainische Luftverteidigung es dennoch abgeschossen hat.
© www.globallookpress.com Kirill Chubotin/Keystone Press AgencyRänkespiele im Militär: Waleri Saluschny, Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte (Mitte), und der als sein möglicher Nachfolger gehandelte Chef des Militärgeheimdienstes, Kirill Budanow (rechts), im November 2023 in Kiew.
Von Andrew Korybko
Kiew hat am vergangenen Mittwoch ein Transportflugzeug des russischen Militärs vom Typ Il-76 mit 65 ukrainischen Kriegsgefangenen an Bord
abgeschossen, als es die Grenzregion in der Nähe der russischen Stadt Belgorod überflog. Berichten zufolge wurden bei dem Abschuss, der mit großer Sicherheit mithilfe US-amerikanischer Hilfe durchgeführt wurde, eine Rakete vom Typ Patriot eingesetzt. Das Regime in Kiew war im Voraus über diesen Flug informiert und wusste, dass es gefangen genommene ukrainische Soldaten an Bord hatte. Der geplante Gefangenenaustausch wurde in der Folge abgesagt, und es kamen Fragen auf, warum Kiew seine eigenen Leute töten lässt.
Der US-Nachrichtensender
CNN deutete lächerlicherweise an, dass es sich um einen Fall von "Friendly Fire" - Eigenbeschuss - gehandelt haben könnte, ausgelöst durch eine kurz zuvor erlassene Warnung vor einem ukrainischen Luftangriff und den Abschuss einer ukrainischen Drohne, rund eine Stunde vor dem Vorfall. Ukrainische Quellen hingegen haben die Verschwörungstheorie verbreitet, dass das Flugzeug angeblich Raketen für das S-300-Luftverteidigungssystem an Bord hatte. Das erste Narrativ soll am Ruf der russischen Streitkräfte kratzen, während das zweite Narrativ eine "gesichtswahrende" Version darstellt, um von der Schuld Kiews an dem, was passiert ist, abzulenken.
Eine realistischere Interpretation ist, dass sich die Taktik der USA in ihrem Stellvertreterkrieg in der Ukraine gegen Russland geändert hat, nachdem die Kriegshandlungen Ende vergangenen Jahres in ihrer Intensität nachließen und nach der gescheiterten ukrainischen Gegenoffensive die Ukraine wieder in die Defensive gedrängt wurde. Diese Theorie hat jedoch auch ihre Schwachstellen, nachdem Berichten zufolge im vergangenen Mai fünf russische Militärflugzeuge von Patriot-Raketen über der Grenzregion Brjansk
abgeschossen wurden. Der jüngste Vorfall wäre vorneweg genommen somit nichts Neues, außer dass 65 ukrainische Kriegsgefangene bei diesem Abschuss umgebracht wurden, obwohl Kiew davon wusste, dass sie an Bord waren.
Kommentar: Vielleicht fügen sich die Republikaner dem Vorschlag von Biden, den Krieg gegen Russland durch Unterstützung der Ukraine weiterzuführen und dieser gibt dafür den Wünschen der Wählerschaft nach. Dieser Kompromiss würde noch mehr Blut für den eigenen Machterhalt bedeuten. Oder, was vielleicht auch möglich wäre, die Situation zu nutzen, um den Ausnahmezustand zu erklären und ggf. das Kriegsrecht zu verhängen. In dem Fall würde sich die Frage stellen, ob die Wahlen in den USA im November dann überhaupt noch stattfinden.