Was kann Menschen verbinden, auch wenn sie aus ganz verschiedenen Ländern kommen? Weihnachten kann stärker sein als der Krieg. Renate Kirsch erzählt von einem kurzen Friedenswunder, an Weihnachten vor hundert Jahren.
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Keine vierzehn Tage mehr, dann ist das Jahr vergangen. Die vielen Erinnerungsreden, Feiern und Ausstellungen zu dem „makabren“ Jubiläum „Hundert Jahre Erster Weltkrieg“ werden verblassen und neuem Gedenken Platz machen. Im Mai 2015 werden wir an das Ende des Zweiten Weltkrieges erinnert und möchten bitten und hoffen, dass aus den heutigen Konflikten weltweit keine noch größeren Kriege entstehen. Frieden ist nötig, Frieden ist möglich. Nur ein Traum? Nein. Und darum möchte ich doch noch einmal an 1914 erinnern. An das Weihnachtsfest vor hundert Jahren.
An der langen Westfront, die von der Nordsee in Belgien bis zur Schweiz reichte, hatten sich in einem grausamen Stellungskrieg deutsche Soldaten auf der einen Seite und Belgier, Franzosen und vor allem Engländer auf der anderen Seite eingegraben. Weihnachten würde der Krieg zu Ende sein, hatte man den zunächst begeisterten jungen Männern auf beiden Seiten versprochen. Das hatten wohl die meisten geglaubt, gehofft und erwartet. Kam aber anders. Krieg und das Töten gingen weiter, Tausende waren schon gefallen.
Umso unglaublicher, was sich damals, am 24. Dezember 1914 zugetragen hat. Es ist bis heute aus englischen, französischen und deutschen Briefen und vielen Augenzeugenberichten zu erfahren und vielfach dokumentiert.Stellungskrieg. Das bedeutet, in Schützengräben, im Stacheldrahtverhau, liegen sich bis zu neun Meter tief in Lehm und Schlamm eingegrabene feindliche Soldaten gegenüber. Manchmal belauern sie sich nur 200 Meter voneinander entfernt. In Flandern vorwiegend deutsche und englische Soldaten.
24. Dezember 1914. Seit gestern beginnt das Wasser in den Gräben zu gefrieren. Die erschossenen Engländer und Deutschen, seit Wochen unerreichbar zwischen den feindlichen Linien im Niemandsland, versinken nun nicht mehr im Schlamm. Raureif bedeckt sie auf eisigem Feld. Am Abend, als es dunkel wird, hat sich der Wind gelegt.
Da tauchen erste brennende Kerzen in Ypern oben auf dem deutschen Schützengraben auf. Gewehr im Anschlag, vermuten englische Soldaten ein übles deutsches Täuschungsmanöver. Hatten schon böse Erfahrungen gemacht. Aber dann:
Stille Nacht, heilige Nacht... singen die deutschen Männer.
Silent night, das kennt man in England. Das geht so zu Herzen, da könnten sie mitsingen. Und das tun die britischen Soldaten dann auch. Die Angst schwindet und das Misstrauen. Immer mehr Kerzen werden nun entzündet. Und die ersten Mutigen steigen auf beiden Seiten heraus aus den Gräben, treffen sich zwischen den toten Kameraden und reichen sich die Hände.
Kommentar: Vor 100 Jahren haben Soldaten verschiedener Nationen an Weihnachten vergessen was sie trennt, sich ganz einfach daran erinnert was sie gemeinsam haben und dann für einige Zeit die Waffen ruhen lassen. Wie spannend die Geschichte des Weihnachtsfriedens auch ist, es ist auch eine Erinnerung was hätte passieren können, wenn es weniger Gehorsam Autoritäten gegenüber gegeben hätte und mehr organisierten Widerstand gegenüber sinnlosen Kriegen in den Familien, Schulen und Kirchen.
Leider hat sich in den letzten 100 Jahren nicht viel geändert. Im Gegenteil es ist schlimmer geworden. Die
Kontrolle der Massenmedien hat stark zugenommen, unsere
autoritäre Regierung reguliert
unser Leben bis ins
letzte Bisschen, unsere Überwachung nimmt immer mehr zu,
und unsere Rechte wurden verwässert oder abgeschafft. Es ist spät etwas
dagegen zu tun jedoch immer noch nicht zu spät.
Wäre heute solch ein spontaner Weihnachtsfriede noch möglich? Vielleicht - vielleicht aber auch nicht.
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