Was war da los vor 520 Jahren im schönen Elsass? «Tausend vierhundert neunzig zwey; Hört man allhier ein gross Geschrey; Dass zunächst draussen vor der Stadt; Den siebenten Wintermonath; Ein grosser Stein bey hellem Tag; Gefallen mit einem Donnerschlag; An Gewicht dritthalb Centner schwer; Von Eisenfarb bringt man ihn her; Mit stattlicher Prozession; Sehr viel schlug man mit Gewalt davon.» Europa wurde erschüttert, soviel steht fest.© UnbekanntIn einem zeitgenössischen Bild aus der “Schweizer Bilderchronik des Luzerners“, von Diebold Schilling (1512), wird der seltsame Vorfall von Ensisheim ausführlich dargestellt und beschrieben.
Theodora Von der Mühll schrieb es in ihrer gewandten Art nieder für ihre 1975 erschienene Publikation «Der Donnerstein von Ensisheim», wie es sich wohl nicht trefflicher formulieren lässt: «Am St.-Lorenz-Tag, dem 7. November 1492, hütete ein Knabe bei Ensisheim in der Rheinebene die Schafe. Achteinhalb Wegstunden südlich des elsässischen Städtchens liegt Basel. Dort herrschte an jenem Tag wie an allen anderen der gewohnte Lärm von Wagen, Karren und Pferden auf dem holprigen Pflaster. In den engen Gassen der Handwerker ertönte weithin der Schmiede Hämmern auf dem Amboss, auf dem Rhein lenkten die Flösser mit schallenden Warnrufen ihre Baumstämme durch das Gedränge der Schiffe, an der Herbstmesse auf dem Münsterplatz priesen die Marktschreier ihre Ware an. Nur ein paar Schritte davon entfernt, in der Augustinergasse, hoch über dem Strom, wohnte Sebastian Brant, in jenem Jahr Dekan der juristischen Fakultät. Schräg gegenüber, am niederen Ufer, bei der östlichen Stadtmauer lebte seit 1487 der in Stein bei Pforzheim geborene Johannes Heynlin de Lapide fern vom Getriebe und der Unrast dieser Welt, wo er als Humanist, erster deutscher Rektor der Sorbonne, Gründer der ersten Druckerei in Paris und später vielbegehrter Prediger im hellen Glanz des Ruhmes und Erfolges gestanden war. Jetzt führte er, von Büchern umgeben, in einer Klause des Kartäuserklosters ein Gott geweihtes Leben.
Der kleine Schäfer, Brant und Heynlin sind die der Nachwelt genannten Zeugen dessen, was am Vormittag jenes 7. November zwischen elf und zwölf geschehen ist. Gehört haben es in weitem Umkreis alle Menschen: einen entsetzlichen, unbegreiflichen Knall, anders als der ärgste Donnerschlag und ohne Blitz, ohne Anzeichen eines Gewitters.»
Von was hier gesprochen wird?
Von einem einem stattlichen Steinmeteoriten, der mit hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre eintrat. Das kosmische Geschoss zog, eine Leuchtspur hinter sich her ziehend, unter lautem Donnern über den Himmel und krachte schliesslich in der Nähe des elsässischen Städtchens Ensisheim mit einer Restmasse von 127 kg auf einen Acker - eben dort, wo erwähnter Knabe seine Schafe hütete.
Kommentar: Das Elektrische Universum - Teil 21: Zunahme der Kometenaktivität